Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle – Die Antike im Lied“

Zwar nicht mit Göttern, aber mit einer beachtlichen Anzahl von Besuchern füllte sich das Foyer zum 60. SF am 16.06.2019, das diesmal ganz anders gestaltet war. Statt einer Einführungsveranstaltung zu einer bevorstehenden Premiere erfreuten uns Brigitte Geller (Sopran) und Michael Wagner (Bass), am Klavier begleitet von Matthias Giesen, mit einer Liedmatinee. Moderiert wurde das SonntagsFoyer von Anna Maria Jurisch, die uns in die feine Kunst des Liedgesanges einführte und thematisch eine Brücke zwischen der zu Ende gehenden Spielzeit „Welt aus den Fugen“ und den bevorstehenden „Bekenntnissen“ schlug, ging es doch bei sämtlichen Liedern – viele davon entstanden zur Zeit des griechischen Freiheitskampfes – um eine Auseinandersetzung mit den schon in der Antike bekannten großen Sehnsüchten und Gefühlen, die bis heute überdauerten.

Im ersten Musikblock standen Lieder von Franz Schubert am Programm. Zu Beginn hörten wir „Dithyrambe“ (Text von Friedrich Schiller), ursprünglich ein altgriechisches enthusiastisches Lied vorgetragen zu Ehren des Gottes Dionysos, der nicht nur als Weingott, sondern auch als Gott des Theaters bekannt war. Diesem Lied entstammt auch der Titel des SF „Mit Göttern erfüllt sich die irdische Halle“. Dann folgte „An die Leyer“ (Text von Franz Bruchmann, angelehnt an Kreon). Nach diesen beiden von Michael Wagner vorgetragenen Liedern folgte Brigitte Geller mit „Die Götter Griechenlands“ (Text von Schiller), „Iphigenie“ (Text von Johann Mayrhofer) und „Beim Winde“. 

Um die große, manchmal auch schmerzvolle Liebe ging es im zweiten Musikblock. Brigitte Geller und Michael Wagner präsentierten die Duette „Weg der Liebe II – Den gordischen Knoten“ und „Die Meere“ von Johannes Brahms.

Der dritte Programmblock gehörte wieder Franz Schubert. Vorerst entführte uns Michael Wagner in die tiefste Unterwelt mit „Gruppe aus dem Tartarus“ und „Fahrt in den Hades“, dann folgte mit „Prometheus“ wohl eines der bekanntesten Gedichte aus Goethes Sturm und Drang-Zeit. Nach „Atys“ (Text von Mayrhofer) verabschiedete sich Kammersängerin Geller mit dem Schönsten aller Sterblichen, dem griechischen „Ganymed“.

Nachdem wir die beiden großartigen Künstler Brigitte Geller und Michael Wagner wiederholt in sehr unterschiedlichen Rollen auf der Bühne bewundern konnten, war es ein besonderes Erlebnis, sie nun als Liedsänger erleben zu dürfen. Mit ihrer Darbietung haben sie uns nicht nur einen besonderen Genuss beschert, sondern die Ausdruckskraft eines einzelnen „bloßen“ Liedes unter Beweis gestellt. Ein aufrichtiger Dank auch an den Pianisten Matthias Giesen.

Irene Jodl

Fotos: Manfred Fleckenstein