Das SF am 17.3.2024 widmete sich der bevorstehenden Uraufführung der Oper Benjamin Button, Text und Musik von Reinhard Febel nach der Erzählung „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ von F. Scott Fitzgerald. Zu Beginn gab die Moderatorin des SF, Dramaturgin Anna Maria Jurisch, einen Einblick in das Leben des amerikanischen Schriftstellers. Francis Scott Fitzgerald (1896-1940), durfte sich ursprünglich über ein der gesellschaftlichen Oberschicht entsprechendes Leben freuen, doch die Arbeitslosigkeit des Vaters und seine Alkoholprobleme bescherten ihm einen gesellschaftlichen Abstieg. 1917 meldete er sich bei der United States Army als Soldat für den ersten Weltkrieg, wurde aber nie in Europa eingesetzt. 1919 veröffentlichte er mit dem Roman „This Side of Paradise“ seinen ersten großen Erfolg. Er schrieb auch viele Kurzgeschichten, darunter die 1922 veröffentlichte Geschichte über Benjamin Button. Sein größter Erfolg war wohl der Roman „The Great Gatsby“.

Nach dieser Einleitung ging Jurisch auf den Inhalt der Oper und die dort dargestellten medizinischen und damit bedingten gesellschaftlichen Probleme ein. Benjamin Button kam als Greis auf die Welt und durchlebte eine rückwärtsläufige Entwicklung. Statt naturgemäß zu altern wurde er von Jahr zu Jahr jünger, bis er schließlich als Baby starb. Tod und Geburt waren also quasi vertauscht.

Das Produktionsteam mit Intendant Hermann Schneider (Inszenierung), Komponist Reinhard Febel (Text und Musik), Dieter Richter (Bühnenbild) und Meentje Nielsen (Kostüme) erläuterte das zentrale Anliegen dieses Werkes und seine szenische Umsetzung im Linzer Musiktheater. Der Komponist verwies auf die Wichtigkeit des Einklanges von musikalischer und inhaltlicher Ebene. Da in der Oper kein Wort gesprochen wird, sei es erforderlich, zur Gewährleistung von Textverständlichkeit und Emotionalität die Melodien der Sprache anzupassen.

Inhalt der Oper ist das Umgehen der Gesellschaft mit einer medizinischen, nicht veränderbaren Abnormität. Die finanziellen Mittel der Familie Button erlauben ihr zwar ein standesgemäßes Leben, doch ist das Vorspielen von Normalität in Wahrheit nur Schein. Da sich Körper und Geist nicht entsprechen, bleiben die Widersprüche und die damit verbundenen Probleme wie Fremdsein in der Gesellschaft und die Unmöglichkeit einer Liebe oder gar Ehe bestehen. Neben der Titelfigur kommt auch der weiblichen Hauptrolle Hildegarde eine entsprechende Bedeutung zu. Im Alter von 50 Jahren lernt Button die wesentlich jüngere Hildegarde kennen und verliebt sich in sie. Doch die Liebe hat keine Chance auf längere Dauer, denn während Hildegarde naturgemäß altert, wird Benjamin immer jünger. Er wird, wenngleich eine Person, in der Oper von drei Darstellern entsprechend seinem jeweiligen Alter präsentiert. Die surreale Handlung und das ständige Schwanken zwischen scheinbarer Normalität und Wirklichkeit verleihen der Oper etwas Komisches und Groteskes und erinnern an Kafkas Roman „Die Verwandlung“. Durch verschiedene Fotos bekamen wir einen Einblick von Bühnenbild und Kostümen, der rückläufigen Entwicklung der Titelfigur mit Kinderzimmer und Kuscheltieren auf der Bühne, die von Mitgliedern des Opernstudios szenisch dargestellt werden.

Einen musikalischen Vorgeschmack vermittelten uns Carina Tyberg Madsen und Martin Achrainer mit zwei ausdrucksstarken Duetten der beiden Liebenden über ihre Probleme und abschließend dem berührenden Song Hildegardes, am Klavier begleitet von Benedikt Ofner.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein

Fotos 102. SF