In seiner Begrüßung zum 100. SonntagsFoyer am 28.1.2024 wies Präsident Rieder mit Stolz auf diese Veranstaltungsreihe, die der Verein anlässlich der Eröffnung des MTs im Jahr 2013 als neues Format geschaffen hat und dass er seit Anbeginn insgesamt 16.452 Besucher begrüßen durfte.

Für dieses Jubiläums-SF stand etwas besonders Spektakuläres am Programm, nämlich eine Einführungsmatinee zur Uraufführung des Stückes „Die Königinnen“, einem Musicalthriller über Maria Stuart und Elisabeth I. von England. Dieses Auftragswerk des Linzer Landestheaters, für das Henry Mason (Libretto) und Thomas Zaufke (Musik) verantwortlich zeichnen, ist keineswegs eine Adaption von Schillers Maria Stuart, sondern unterscheidet sich von diesem auch inhaltlich allein schon dadurch, dass es beginnt und endet mit Marias Hinrichtung. Dazwischen erfährt man in Form eines Rückblicks und eines retrospektiven Dialogs die Biografie der beiden Königinnen, die sich (zuvor) nie persönlich getroffen hatten.

Arne Beeker, der das SF moderierte, schilderte anhand eines Familienstammbaums die verzweigten verwandtschaftlichen Beziehungen der beiden Großcousinen und ging auch auf die Biografie Elisabeths näher ein. Elisabeths Mutter war Anna Boleyn, die zweite der insgesamt sechs Ehefrauen Heinrichs VIII. Da ihm seine erste Ehefrau Katharina von Aragon keinen männlichen Nachkommen gebar, wandte er sich an den Papst um Annullierung seiner Ehe. Da dieser ihm dies verweigerte, trennte sich der an sich tiefgläubige Katholik von der katholischen Kirche und gründete die anglikanische mit ihm selbst als Papst. Doch auch Anna Boleyn schenkte ihm keinen Sohn und wurde letztlich nach verschiedenen Zerwürfnissen hingerichtet. Ihre Tochter bestieg als Elisabeth I. Englands Thron.

Nach einer musikalischen Einführung mit dem Song „Letzter Auftritt Maria Stuart“ von Daniela Dett (Elisabeth I.) und Alexandra-Yoana Alexandrova (Maria Stuart) – am Klavier begleitet vom musikalischen Leiter Tom Bitterlich – gaben Mason und Zaufke nähere Informationen über ihr Werk, für das ein eigener Stückentwicklungsworkshop stattgefunden hatte, der sich neben dem theatralischen Denken mit der Organisation des Stückes, der Vorstellung und dem Auftritt der handelnden Personen mit zum Teil ironischen Ansätzen, Reprisen und der musikalischen Umsetzung befasste.

Beiden konkurrierenden Frauen ist gemeinsam, dass sie sich in einer Männerwelt behaupten mussten, jedoch keineswegs dem Willen der Männer stets folgten. Musikalisch bedauerte dies das starke Männerensemble bestehend aus Christian Fröhlich, Max Niemeyer, Enrico Treuse, Stefan Schmitz und Kevin Arand ausdrucksvoll mit dem Lied „Monströses Regiment (der Frauen)“. Daniela Dett gab die musikalische Antwort darauf mit dem Song „Dein Sohn“.

Anschließend unterhielt sich Arne Beeker mit Simon Eichenberger, Tom Bitterlich, Stephan Prattes und Conny Lüders über Inszenierung, Musik, Bühne und Kostüme. Die Musik wird beherrscht von einer Leitmotivik mit wiederkehrenden Melodieverläufen wie aufsteigende Quart bei „Königin sein“, abfallendem Akkord hingegen bei Marias Gefangenschaft, was Tom Bitterlich auch gesanglich darstellte. Die dreimalige Wiederholung von „Königin sein“ weist auf Marias drei Reiche England, Frankreich und Schottland hin. Der Wechsel zwischen diesen Ländern verlangt auch vom Bühnendesign und den Kostümen große Flexibilität, großes Tempo und stetige Dynamik. Eindrucksvolle Bilder und mitgebrachte Kostüme machten uns neugierig auf das, was uns in der Vorstellung erwartet. Den musikalischen Abschluss bildete der Song „Im Spinnennetz“, gesungen von Alexandra-Yoana Alexandrova, Daniela Dett und Sanne Mieloo.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein

Fotos 100. SF