Nachdem Manuela Leonhartsberger als Prinz Orlofsky am 8.10.2023 musikalisch überzeugend und beeindruckend gestanden hatte „Ich lade gern mir Gäste ein Chacun à son goût“ begrüßte Präsident Rieder zum SF zu „Die Fledermaus“ das zahlreich erschienene Publikum, Regisseur Thomas Enzinger, Kapellmeister Marc Reibel, Brigitte Stumpner, Präsidentin des Vereins Lehar Festival Bad Ischl und Intendant Hermann Schneider mit Familie. Martin Schönbauer schilderte die Entstehungsgeschichte des Werkes, das auf dem Theaterstück „Le Réveillion“ der französischen Autoren Henri Meilhac und Ludovic Halévy basiert. Der in Wien lebende Librettist und Komponist Richard Genée, der den Text zur Fledermaus verfasste, ersetzte die Namen, nahm jedoch bei der Handlung nur unwesentliche Änderungen vor.

Nach dem „Csárdás – Klänge der Heimat“, schwungvoll dargeboten von Carina Tybjerg Madsen (Rosalinde), schilderte Schönbauer das Leben des berühmten Operettenkomponisten, dessen Vater es im Bereich Tanzmusik bis zum k. und k. Hofballmusikdirektor brachte, wofür schließlich auch der Sohn berühmt wurde. Walzerkönig Strauß Sohn wechselte aber, beeinflusst von Offenbach, in den Bereich Operette und erzielte da ebensolche Erfolge. Sein Ziel, auch eine Oper zu komponieren, erfüllte er sich 1882 mit dem Werk „Ritter Pasman“. Strauß war insgesamt drei Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau war die Sängerin Jetty Treffz, die 1876 verstarb. Schon bald darauf ehelichte er die Schauspielerin Angela Dittrich, die ihn allerdings nach kurzer Zeit verließ. Da nach österreichischem Recht eine Ehescheidung nicht möglich war, wurde Strauß Staatsbürger des deutschen Herzogtums Sachsen-Coburg, konvertierte zum evangelisch-lutherischen Glauben und heiratete Adele Deutsch. 1899 starb Johann Strauß in Wien.
Mit dem Lied „Mein Herr Marquis“ deutete Tina Josefine Jaeger als Adele schon kokett an, worum es in der Fledermaus geht. Schließlich brachten es der musikalische Leiter Kapellmeister Marc Reibel und Thomas Enzinger (Inszenierung und als Intendant des Lehar Festivals Bad Ischl wohl einer der erfolgreichsten Operetten-Regisseure) auf den Punkt „jeder bescheißt jeden“ oder etwas gewählter ausgedrückt „um Sein und Schein“. Auf die Frage, wie er an die Inszenierung dieses Stückes herangehe, antwortete Enzinger „mit Demut und Mut“ und wies auf die Bedeutung der Operette als gesellschaftskritisches, satirisches Stück hin. Angeprangert wird nicht nur die Obrigkeit, sondern die in der Gesellschaft verwurzelte Scheinmoral schlechthin. Darüber hinaus werden auch soziale Missstände wie etwa die mangelnde finanzielle Absicherung der Dienstmädchen aufgezeigt. Das zweifellos tiefsinnige Stück gipfelt letztlich in der Rolle des „Frosch“, der damals vielfach zur Umgehung der Zensur benutzt wurde. Auch das Linzer Publikum darf sich – so Enzinger – auf Überraschungen freuen, ohne diese allerdings zu verraten.
Marc Reibel, der selbst auch die Künstler am Klavier begleitete, demonstrierte anhand einiger Beispiele die zum Teil widersprüchlichen Angaben in den verschiedenen Ausgaben der Partitur einschließlich Klavierfassung. Reibel bezeichnete „Die Fledermaus“ als „die Zauberflöte der Operette“.
Den großartigen musikalischen Abschluss gestalteten Carina Tybjerg Madsen, Tina Josefine Jaeger und Matjaž Stopinšek (Eisenstein) mit dem Lied „ Oje oje, wie rührt mich dies“. Die Turbulenzen rund um Eisenstein, Rosalinde und Adele werden sicherlich auch uns rühren, davon sind wir nach den beim SF dargebotenen musikalischen Schmankerln überzeugt.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein

Fotos 96. SF