5 ChoreografInnen – 1 Traum am 21.5.2023

Yu-Teng Huang, Katharina Illnar, Angelica Mattiazzi, Lorenzo Ruta und Pedro Tayette wagen sich an ein – auch in der europäischen Tanzszene – außergewöhnliches Projekt: sie choreografieren für TANZ LINZ das Stück Traumzeit. Das Besondere daran, diese fünf Mitglieder der Kompanie choreografieren gemeinsam ein Stück für sich und ihre KollegInnen. Eine Herausforderung, die nur gelingen kann, wenn Atmosphäre und Arbeitsklima in der Gruppe stimmen und davon konnten sich die Besucher beim SF überzeugen.

Elena Sofia Bisci, Elisa Lodolini, Nicole Stroh und Fleur Wijsman zeigten einen Ausschnitt, in dem sie zu Sphärenklängen (Sounddesign Aaron Breeze) mit weich fließenden Bewegungen eine Szene wie aus einem schönen Traum schufen. Sie erweckten den Eindruck eines sanften Miteinanders, verschmolzen, lösten sich, immer behutsam aufeinander eingehend.

Von der künstlerischen Leiterin der Tanzsparte Roma Janus und dem Produktionsteam erhielten die Besucher viele interessante Informationen zum Entstehungsprozess. In einem Brainstorming und aus den Ergebnissen einer Fragebogenaktion am Tag der offenen Tür zum Thema Traum wurden gemeinsam verschiedene Facetten von Träumen herausgearbeitet, wie Traum und Albtraum, Realität und Traum, persönliche Träume und Träume einer Gesellschaft. Inspirationen kamen auch von Bildern, Filmen und wissenschaftlichem Material zu Schlafphasen. Im gemeinsamen Arbeitsprozess stand immer das Endergebnis im Vordergrund, individuelle Ideen wurden nicht beharrlich durchgesetzt, sondern der Meinung des Kollektivs untergeordnet. Auch die Entwürfe für Kostüme, Bühnenbild, Lichtdesign und Musik entstanden in enger Abstimmung mit den ChoreografInnen. Karin Waltenberger kreierte Kostüme in dezenten Farben, die die Körper unscharf und verschwommen zeigen. Das Bühnenbild von Aleksander Kaplun ist ein eigenes Kunstobjekt, das sowohl die Grenzen als auch die Verbindung zwischen Wachsein und Traum aufzeigt. Die von Edvard Munchs „Der Schrei“ inspirierten Videos von Constantin Georgescu schaffen 2 Räume, in der Blackbox Lounge werden die Besucher durch Traumsequenzen vorbereitet, danach wird die Vorstellung eines multidimensionalen bewegten Raums vermittelt.

In der abschließenden Publikumsdiskussion, bei der Katharina Illnar souverän dolmetschte, erfuhr das interessierte Publikum noch weitere Details. Dem Sounddesigner Aaron Breeze, der erst in der letzten Probenphase vor Ort ist, wurden Ansätze für die gewünschte Stimmung übermittelt, woraus er sein Konzept entwickelte. Traumsymbolik wurde nicht von Sigmund Freud übernommen, es flossen Deutungen aus dem eigenen Unterbewusstsein ein. In der Zusammenarbeit gab es keine Konflikte, wohl aber intensive Diskussionen. Die Arbeit mit ChoreografInnen aus den eigenen Reihen war geprägt von Vertrauen und gegenseitigem Verständnis und war für alle eine wertvolle Erfahrung.

Alle Beteiligten sind mit spürbarer Begeisterung bei der Sache und es ist ihnen zu wünschen, dass sich das Publikum auf diesen Traum einlässt und die KünstlerInnen mit zahlreichem Besuch für ihr Engagement entlohnt.

Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Fleckenstein