Rudolf Wallner befasste sich am 17.1.2016 mit einem weiteren Künstler des Belcanto, Gaetano Donizetti. Ton- und Filmaufnahmen informierten über das Leben und Schaffen dieser in vielerlei Hinsicht interessanten Persönlichkeit. Die beiden bestens disponierten Ensemblemitglieder Seho Chang und Jacques le Roux bereicherten das SF mit der Arie des Israele Bertucci aus der Oper MARIN FALIERO, der Liedkomposition „Amore e morte“ und dem Duett Beppe / Gasparo aus RITA, stimmungsvoll begleitet von Marc Reibel am Klavier.

Donizetti, geboren am 29.11.1797 in einem Armenviertel Bergamos, war Zeit seines Lebens ein unsteter, entwurzelter Mensch, der sich seiner Herkunft geradezu schämte und mit seiner Familie später kaum mehr Kontakt hatte. Neben seiner Gattin Virginia Vasselli, einer Frau aus gutem Haus, hatte er mehrere Affären und zog sich sogar eine Erkrankung an Syphilis zu. In seinen letzten Lebensjahren war er nicht nur ein körperliches, sondern auch psychisches Wrack, weshalb es zu einer Einweisung in die Irrenanstalt von Ivry-sur-Seine nahe von Paris kam. Letztlich kehrte er aber wieder nach Bergamo zurück, wo er 1848 verstarb.

Auch sein künstlerisches Schaffen war geprägt von rastlosem Herumirren und ständiger Rivalität mit anderen Künstlern, vor allem Bellini. Donizetti komponierte ca. 70 Opern, etwa 40 tragische und 30 (halb)ernste, wobei sich auch letztere durch eine enorme musikalische Tiefe auszeichnen (z.B. Don Pasquale). In der Oper „Le convenienze ed inconvenienze teatrali“ – besser bekannt als „Viva la mamma“ befasste er sich mit den Sitten und Unsitten der Leute vom Theater. Daneben schuf er zahlreiche kammermusikalische Werke und etwa 40 Lieder mit teils italienischem, teils französischem Text. Seinem großen Rivalen Bellini widmete er ein Requiem (opera postuma). Viele seiner Werke sind heute leider nicht einmal mehr namentlich bekannt.

Stilistisch ist Donizetti zwischen Rossini und Verdi angesiedelt. Berühmt wurde er wegen seines belcanto („Schöngesang“), der nicht nur in seinen Arien zum Ausdruck kommt, sondern auch in Quintetten und Sextetten, sodass auch bei szenischen Aufführungen oft die Handlung selbst in den Hintergrund tritt (z.B. La favorite). Bemerkenswert ist weiters die mitunter dominierende Stimmführung des Orchesters, während etwa bei Verdis Rigoletto („La donna è mobile“ des duca di Mantova) dem Orchester nur eine begleitende Funktion zukommt.

Den Abschluss des SF bildete ein musikalischer Foto-Rundgang durch Bergamo, bei dem die Donizetti-Sehenswürdigkeiten dieser Stadt bewundert werden konnten.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein