Befassten wir uns vor einigen Wochen mit der Johann Strauss-Operette „Eine Nacht in Venedig“, stand beim 49. SF am 6.5.2018 die von den widerstreitenden Prinzipien Gesetz und Trieb, dunklen Geschehnissen und Todestrunkenheit geprägte Oper „Death in Venice“ am Programm (Musik von Benjamin Britten, Text von Myfanwy Piper nach der gleichnamigen Novelle von Thomas Mann, Premiere und gleichzeitig Linzer Erstaufführung am 19.5.2018). Gestaltet wurde das SF von Christoph Blitt (Dramaturgie) im Gespräch mit Intendant Hermann Schneider (Inszenierung), Bernd Franke (Bühne) und Irina Bartels (Kostüme).

Death in Venice schildert das Schicksal des durchaus erfolgreichen, aber bereits in die Jahre gekommenen Dichters Gustav von Aschenbach, der in einer momentanen Schaffenskrise eine Reise nach Venedig unternahm, wo er den polnischen Jüngling Tadzio kennenlernte, an ihm Gefallen fand und merkte, wie sein bis dahin von den apollinischen Grundsätzen Einfachheit, Schönheit und Form geprägtes Leben zusehends aus der Bahn geriet und er sich mehr und mehr der dionysischen Rauschhaftigkeit hingab. Vergänglichkeit und Tod finden sich nicht nur im Titel der Oper und der Name der Hauptfigur Gustav von Aschenbach, sondern können auch mit dem Handlungsort assoziiert werden, Venedig als große Handelsstadt, aber auch als legendäre Stadt der Sehnsucht, der Verkleidung (Karneval), als citta`galante (Casanova) und schließlich als Lagunenstadt am Meer mit einem bereits zum Problem gewordenen Tourismus. Diese Zwiespältigkeit wird auf der Bühne in Form einer Bibliothek mit Schreibtisch und Lampe (Arbeit und Ordnung) auf der linken Seite und Sofa (Ort des Schlafes und der Sehnsucht) sowie Tür in ein nicht erkennbares Zimmer auf der rechten Seite dargestellt. Eine beeindruckende musikalische Kostprobe gab uns Hans Schöpflin in der Hauptfigur mit „So I am led to Venice once again“, „Chaos, Chaos and Sickness und „When thoughts become feelings“, am Klavier begleitet von Katharina Müllner.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein