Beim 75. SF – La Bohème am 12. September 2021 gaben Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt, Georg Schmiedleitner (Inszenierung) und Markus Poschner (musikalische Leitung) Einblick in die Linzer Aufführung der Oper La Bohème.

Christoph Blitt umriss Handlung und Entstehungsgeschichte des Werkes und ging näher auf die Situation von mittellosen Künstlern im wahren Leben und auf der Bühne ein. Kern des Stückes ist die doch andere Perspektive der Künstler zum Leben. Vieles spielt sich im Verborgenen ab, wie etwa erstes und viertes Bild auf dem Dachboden. Im dritten Bild der Oper befinden wir uns in Paris an der Barriere d´Enfer, einer Mauer, die durch Zollschranken den Zollbezirk im Inneren der Stadt schützen sollte. Hier war auch der Eingang zu den Katakomben, in denen infolge der unhaltbaren Zustände in den völlig überfüllten Pariser Friedhöfen die Überreste der Verstorbenen gestapelt waren und die Grenze zwischen Leben und Tod spürbar machten (Vergleich Mimis Stimme mit einer Totenglocke).

Georg Schmiedleitner und Markus Poschner sehen die Popularität der Puccini-Oper, die als ein Stück des Scheiterns bezeichnet werden kann, im vortrefflich gelungenen Zusammenspiel von der Tragik des Lebens und der Musik, die die Zuschauer immer wieder aufs Neue emotionell bewegt. Das Berührende ist, dass in der Oper reale Situationen mit durchschnittlichen Bürgern (mittellosen Künstlern) ohne Adel und Heldentum abgebildet werden. Dass in La Bohème heutige Themen behandelt werden, haben wir gerade in den letzten beiden Jahren erfahren, in denen wir mit Krankheit und Kontrolle – wenn auch nicht in Form von Zollschranken – konfrontiert wurden und auch noch werden.

Die musikalischen Leckerbissen wurden uns eindrucksvoll serviert von den Sopranistinnen Erica Eloff mit der Arie der Mimì „Sì, mi chiamano Mimí“ und „D´onde lieta usci al tuo grido d´amore“ und Ilona Revolskaya mit dem Walzer der Musetta „Quando m’en vo“, am Klavier begleitet vom neuen Solorepetitor Kieran Staub. Die Besucher dankten mit begeistertem Applaus.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein