Rückblicke, Ausblicke, Gedanken zu Kontinuität und Diskontinuität prägten am 12.5.2023 die 40. Generalversammlung, dem Jahr in dem unser Musiktheater sein 10-jähriges Bestehen feiert.

Mit einer historisch anmutenden Aufnahme der konstituierenden Generalversammlung am 17. September 1984 leitete Präsident Rieder seine Begrüßung ein und übermittelte Grüße von Ehrenpräsident Dr. Gerhard Ritschel und der ersten Obfrau Georgina Szeless, die an der heurigen Generalversammlung nicht teilnehmen konnten.

Mit großer Freude hieß er Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer persönlich willkommen und begrüßte alle Ehrengäste, die Mitglieder des Vorstandes und des Beirats des Vereins, die Vertreter befreundeter Kulturinstitutionen, alle Vereinsmitglieder und MitarbeiterInnen.

Schirmherr Chefdirigent Markus Poschner begann seine Grußworte mit einer Beschreibung seiner respektvollen Beziehung zu Anton Bruckner, als dessen Wasserträger er sich fühle, und wies auf die geplanten verschiedenen Formate im nächsten Jahr anlässlich des Brucknerjubiläums hin. Er veranschaulichte sein persönliches Musikverständnis, demnach man Musik nicht verstehen, nicht mit Verstand begreifen kann, sondern erst wenn man von Musik ergriffen wird, kann man verstehen. Mit Vorfreude blickte Markus Poschner auf die kommende Saison am Musiktheater mit 36 Premieren, davon 8 Uraufführungen, wo auf ihn so gegensätzliche Herausforderungen, wie das Urwerk der Romantik „Der Freischütz“ oder die Uraufführung „Der Findling“ warten. Mit seinem Bekenntnis „Wir freuen uns, wenn Sie sich ergreifen lassen“ motivierte er das Publikum zum Besuch des Musiktheaters.

Die musikalische Umrahmung der diesjährigen Generalversammlung wurde von der Sopranistin Olga Bolgari, am Klavier einfühlsam begleitet von Andrea Szewieczek, gestaltet. Inspiriert vom gleichnamigen Zyklus von Robert Schumann hatte Olga Bolgari ein Programm unter dem Titel „Frauenliebe und –leben“ mit Stücken von Wolfgang Amadeus Mozart zusammengestellt. Verschmitzt, schwärmerisch, traurig, aber auch freudig erregt oder als „Die Alte“ mit erhobenem Zeigefinger an die guten alten Zeiten gemahnend präsentierte die Sopranistin alle Facetten, die Liebe und Leben von Frauen prägen. Olga Bolgari begeisterte nicht nur stimmlich, sondern auch mit ihrer großen Ausdruckskraft das Publikum.

In seinen Grußworten beschrieb Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer den Verein nicht nur als Verein der Freunde, sondern auch als Verein der Freude und begründete dies mit der Freude über die richtige Entscheidung, dieses Musiktheater zu bauen und der Freude über den Zuspruch aus nah und fern. Er dankte der künstlerischen Leitung des Musiktheaters dafür, dass sie eine ganz eigene Handschrift entwickelt hat und damit eine prägende Identität für das Land bildet. Er forderte auf, die Lust an Neuem und Unentdecktem nicht zu verlieren und mahnte, dass die Akzeptanz und der Zuspruch des Publikums ständig neu erarbeitet werden müssen.

Präsident Rieder dankte dem Landeshauptmann für seine Wertschätzung und seine Unterstützung, die dem Verein das sichere Gefühl geben, mit ihm einen Freund an der Seite zu haben.
Intendant Hermann Schneider überschrieb seine Gedanken zu 10 Jahren Musiktheater mit „Kontinuität in der Diskontinuität“ und unterstrich dieses Motto mit einem Ausspruch von Wolf Biermann: „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“.

Als konkretes Beispiel für Kontinuität nannte er die im Publikum anwesende Betriebsdirektorin Helene von Orlowsky, die in den 10 Jahren Musiktheater die künstlerische Planung verantwortet hat und nun zu seinem Bedauern mit Ende dieser Spielzeit in den Ruhestand wechselt. Ein weiteres Beispiel für Kontinuität ist die vor 10 Jahren unter der Intendanz von Rainer Mennicken gegründete Musicalsparte, die sich unter ihrem künstlerischen Leiter Matthias Davids und Dramaturgen und Produktionsleiter Arne Beeker phänomenal entwickelt hat. Diskontinuitäten können prägend sein, wie der Einsatz von Dirigent Dennis Russell Davies für zeitgenössische Musik oder die zukunftsweisenden Uraufführungen seines Vorgängers Rainer Mennicken. So unterschiedlich die dramaturgischen Handschriften des Leitenden Dramaturgen Christoph Blitt, der ebenfalls anwesend war, und seines Vorgängers Wolfgang Haendeler auch sind, es wurde eine Linie des Neuen aufgebaut, die nun weiter beschritten werden kann.

Wenn sich die Menschen im Haus wohlfühlen, sich wiederfinden, in Austausch treten, dann trifft das für Intendant Hermann Schneider die Bedeutung des Begriffs Freunde.

In seinem Dank betonte Präsident Rieder wie wichtig Gemeinsamkeit und Kontinuität auch für den Verein sind. Im Gegensatz zu anderen Freundevereinen, die keinen Rückhalt in den Häusern haben, erlebt unser Verein durch die Mitwirkung von Intendant Hermann Schneider im Vorstand eine konstruktive Zusammenarbeit.

Im Rückblick auf das Vereinsjahr 2022/23 verwies Präsident Rieder auf das noch immer verhaltene Interesse an den Angeboten des Vereins und die sinkenden Mitgliederzahlen. Erfreulicherweise konnte der Mitgliederrückgang durch 95 neue Vereinsmitglieder, davon 22 im Jubiläumsmonat April und beim Tag der offenen Tür im Musiktheater, gemildert werden.

Die mit Bildern unterlegte Rückschau zeigte eindrücklich die Vielfalt der Vereinsaktivitäten. An dieser Stelle dankte Präsident Rieder den ReiseorganisatorInnen Christiane Reuss und Prof. Richard Architektonidis, den FotografInnen, insbesondere Vereinsfotograf Manfred Fleckenstein, den ehrenamtlich tätigen Büromitarbeiterinnen, VerfasserInnen von Beiträgen in unseren Vereinsmitteilungen, den Mitgliedern des Vereinsvorstands und des Beirats.

Zwei Damen des Musiktheaters, die den Verein immer großartig und verlässlich unterstützt haben, werden sich künftig anderen Herausforderungen stellen. Musiktheaterdramaturgin Katharina John verlässt Linz und wird ab der nächsten Spielzeit Chefdramaturgin und Stellvertreterin des Intendanten an der Oper Graz.

Helene von Orlowsky tauscht ihren anspruchsvollen Job – seit 2006 als Betriebsdirektorin am Landestheater Linz – zum Ende der Spielzeit gegen den nicht minder fordernden Aufgabenbereich einer Jungpensionistin. Bei beiden Damen bedankte sich Präsident Rieder auf das Allerherzlichste und überreichte zur Erinnerung an die schönen und aufregenden Jahre der engen Zusammenarbeit einen Ersttagsbrief vom 11.4.2013 anlässlich der Eröffnung des Musiktheaters.

Auch Finanzreferent Dr. Thomas Königstorfer stellte den Begriff Kontinuität in den Vordergrund, versinnbildlicht durch die verlässliche Führung der Buchhaltung durch Eva Nigl und präsentierte den Rechnungsbericht für das Geschäftsjahr 2022.
Bedingt durch die Verhinderung beider Rechnungsprüfer OAR Klaus Kraml und Ing. Martin Schmidt an der Teilnahme an der Generalversammlung verlas Präsident Rieder den Kassenbericht, der dem Verein eine einwandfreie Buchführung bescheinigt. Finanzreferent und Vorstand wurden von der Versammlung einstimmig entlastet.

Der Vereinsvorstand stellte an die Generalversammlung den Antrag auf Erhöhung des seit 2009 gleich gebliebenen Mitgliedsbeitrags. Den Verein treffen massive Preissteigerungen bei den Saalmieten, Erhöhungen bei Papier-, Druck-, Portokosten und bei sämtlichen allgemeinen Aufwendungen. Dem Antrag auf Erhöhung der Beiträge der Einzelmitgliedschaft von 18 auf 21 €, der Familienmitgliedschaft von 22 auf 26 €, für Jugendliche bis 26 Jahre von 4 auf 5 € und für Förderer von 150 auf 180 € ab dem Vereinsjahr 2023/24 wurde einstimmig ohne Stimmenthaltung und ohne Gegenstimme stattgegeben.

Ein abwechslungsreiches Programm erwartet die Vereinsmitglieder wieder im kommenden Vereinsjahr. Dazu wurde ua. mit Schirmherrn Markus Poschner und dem künstlerischen Direktor des BOL Mag. Norbert Trawöger eine noch engere Zusammenarbeit mit dem BOL vereinbart, die im Besuch von Masterclasses und speziellen Gesprächsrunden für die Freunde ihren Niederschlag finden soll. Alle bereits fixierten SF-Termine und Konzerte können dem Jahresprogramm, das den Vereinsmitteilungen Anfang September beiliegt, entnommen werden. Über weitere Veranstaltungen wird wie immer kurzfristig auf der Vereinshomepage bzw. per Einladungsmail informiert.

Nachdem es keine Wortmeldungen zum Punkt Allfälliges gab, ging es in den gemütlichen Teil des Abends über, wo nicht nur die geschätzten selbstgebackenen Kuchen, sondern auch schmackhafte Brotaufstriche der Mitarbeiterinnen auf die Besucher warteten. Ein Ausdruck der Kontinuität bei den Generalsversammlungen des Vereins waren die vielen anregenden Gespräche im Anschluss, die auch heuer wieder zur Verbundenheit der Mitglieder untereinander und zu den Vertretern des Musiktheaters beitrugen.

Ulrike Skopec-Basta
Fotograf : Fleckenstein