Präsident Rieder hieß am 31.3.2023 das interessierte Konzertpublikum im vollbesetzten Ursulinensaal herzlich willkommen und wies in seinen Begrüßungsworten auf die zahlreichen bevorstehenden Veranstaltungen anlässlich des 10. Geburtstagsfestes des Linzer Musiktheaters im April hin. Der heutige Kammermusikabend ist einer von 4 jährlichen Benefizkonzerten, die im Rahmen der Musikreihe MOSAIK von Musikerinnen und Musikern in unterschiedlichen Besetzungen und verschiedenen Konzertsälen geboten werden. Die Organisation dieser Konzertreihe liegt in den Händen von Alexander Heil und Annekatrin Flick. Norbert Trawöger, Künstlerischer Direktor des BOL und Moderator an diesem speziellen Abend, brachte in der herzlichen Begrüßung seinen Stolz auf das BOL im Hinblick auf dessen Vielfalt und Exzellenz zum Ausdruck.
Dem Thema des Konzertabends entsprechend standen drei wegweisende Meisterwerke auf dem Programm, welche die Kammermusik als eigenständige Gattung für den Konzertsaal etablierten.
So waren es Ludwig van Beethovens frühe Streichtrios, die den jungen Komponisten gegen Ende des 18. Jhdt. bekannt machten. Das Streichtrio Nr. 3 in c-Moll, op. 9 wurde durch ihr beeindruckendes empathisches Zusammenspiel meisterlich dargeboten von Johanna Bohnen (Violine), Laura-Maria Jungwirth (Viola) und Un Mi Han (Violoncello). Die 4 Sätze sind u.a. geprägt von melancholischem Grundzug, Dur- und Moll-Wechseln, Sforzato-Akkorden und Wechselspiel von Triolen und Tanzthemen in Vierteln.
40 Jahre nach Beethovens Streichtrio Nr.3 entstand das nachfolgende Klaviertrio Nr. 1 in d-Moll, op. 49 von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Er ist der Mozart des 19. Jhdt.“ zitierte Norbert Trawöger den Komponisten Robert Schumann, begeistert über den Komponisten und dessen Werk. Rieko Aikawa (Violine), Bertin Christelbauer (Violoncello) und József Kollár (Klavier) brachten uns dieses in jeder Hinsicht anspruchsvolle Werk zu Gehör. Folgende musikalische Herausforderungen stellten sich in den 4 Sätzen: zwischen den Stimmgruppen wechselnde Melodien, häufige Forte-Piano- und rhythmische Viertel-Achtel Wechsel, rasche Läufe und fast unhörbare Pianissimo. Die Musiker begeisterten mit höchster Musikalität und technischer Perfektion. Ein wahrer Ohrenschmaus!
Nach der Pause erwartete uns Beethovens Sonate für Klavier und Violine Nr. 9 in A-Dur, op. 47, welche unter dem Namen „Kreutzer Sonate“ allgemein bekannt ist. Der Widmungsträger und Geiger Rudolphe Kreutzer hat sie selbst nie gespielt und sie sogar als unspielbar bezeichnet. Das 40-minütige Werk ist charakterisiert durch Klangfülle, Virtuosität, abwechslungsreiche Sätze und überraschende Modulationen – dargeboten vom Konzertmeister des BOL Jacob Meining und der Pianistin Bernadette Bartos. Einem langsamen Violinsolo folgten im ersten Satz Doppelgriffe, springender Bogen und rasante Läufe in beiden Stimmen. Es folgte der kontrastreiche 2. Satz, in dem die Melodie in 5 Variationen bearbeitet wird. Dieser wurde von Jacob Meining und Bernadette Bartos mit einer zarten Leichtigkeit und einfühlsamem Miteinander musiziert. Im virtuos überschwänglichen 3. Satz erlebten wir starken künstlerischen Ausdruck und Präzision im Zusammenspiel auf höchstem Niveau.
Dem feurigen Finale folgten langanhaltender, tosender Applaus und Bravorufe des Publikums.
Ein herzliches Danke an die Musikerinnen und Musiker für ihre Darbietungen, den Moderator für die interessanten Informationen und die Mosaik-Organisatoren, die den Musiktheaterfreunden diesen außergewöhnlichen Konzertabend ermöglicht haben.
Hermine Zaunmair
Fotograf: Fleckenstein