Das stürmische Winterwetter am 2.2.2023 ließ glücklicherweise die Besucher nicht davon abbringen, in den Gewölbesaal des Ursulinenhofes zu kommen. In seiner Begrüßung wies Präsident Peter Rieder auf den thematischen Schwerpunkt des Abends hin, in dessen Mittelpunkt der Komponist Erich Wolfgang Korngold (1897 – 1957) stand.

Heide Stockinger, unter anderem Herausgeberin des Erich Korngold-Lesebuches „Glück, das mir verblieb“, die als Moderatorin durch den Abend führte, gab einen interessanten Einblick in das Leben des Komponisten. Korngold, der als Wunderkind galt, war zum Zeitpunkt der Uraufführung seiner erfolgreichsten Oper „Die tote Stadt“ erst 23 Jahre alt. Neben Operetten und Filmmusik, die ihm sogar 2 Oscars einbrachte, umfasste sein musikalisches Schaffen auch zahlreiche Orchesterwerke, Chorwerke, Lieder und Kammermusik.

Das Publikum kam dank des 17jährigen Pianisten Felix Metzger, der an der Anton Bruckner Privatuniversität studiert, in den Hörgenuss von Korngolds Klaviermusik. In der Klaviersonate Nr.2 in E-Dur, op. 2 verliert sich die klangvoll, präzise und energisch dargebotene, blumige Walzermelodie in wehmütiger Klangfarbe. Das feine Thema des Allegro wechselte mit facettenreichen Akkorden, stets beeindruckend den vollen Tonumfang des Klaviers ausreizend. „Korngold behandelt das Klavier wie ein Orchester“, traf es Heide Stockinger in ihrer Moderation auf den Punkt.

In den drei dargebotenen Stücken aus Märchenbilder, 7 Stücke für Klavier, op. 3 (Uraufführung 1910) entführte Felix Metzger die Zuhörer empathisch und technisch meisterhaft in mit Musik gemalte „Klangbilder“ – das geschäftige Arbeiten der Wichtelmännchen, die walzertanzenden Ballgäste beim Märchenkönig und die Abenteuer des tapferen Schneiderleins.

Abgerundet wurde der musikalische Teil des Abends mit Korngolds Geschichten von Strauß, op. 21,in denen der Komponist vertraute Walzermelodien auf seine ihm eigene klangvoll ausschweifende Art interpretiert und verbindet.

Ein weiterer Höhepunkt dieses Abends war das Gespräch zwischen Heide Stockinger und dem freischaffenden Linzer Maler und Graphiker Robert Oltay. Der bildende Künstler setzte sich im Egon-Schiele Center (Krumau) intensiv mit Schieles Werk „Tote Stadt III“ auseinander, um über die Namensgleichheit hinaus eine Verbindung zur Oper Korngolds „Die tote Stadt“ zu finden. Diese sieht er in Korngolds anspruchsvoller, lautmalerischer, zeitgenössischer Musik und in Schieles Ausdruckskraft in seinen Werken. Robert Oltay: „Oper ist etwas Komplexes. Malerei ist wie Oper!“

Als Ergebnis dieser Studien verband der Künstler Bildelemente mit Texten von Korngold zu seinem Werk „Die Krumau-Rolle“, die in Form einer Animation als stimmiger Einstieg in den Korngold-Abend gezeigt wurde. Für Interessierte waren zusätzlich im Gewölbesaal Skizzen zur Rolle ausgestellt, und die Animation des Werks ist laut Auskunft des Künstlers jederzeit auf Youtube zu bewundern.

Das Publikum bedankte sich bei den Künstlern für diesen interessanten, abwechslungsreichen Abend mit herzlichem Applaus.
Hermine Zaunmair
Fotograf: Fleckenstein, Robert Oltay