Eine Kombination aus Franz Grillparzer, Ludwig van Beethoven und Conradin Kreutzer erleben Besucher der Oper Melusina, eine Produktion des oberösterreichischen Opernstudios in der Blackbox des Linzer Musiktheaters. Als vorweihnachtliches Präsent durften die Freunde des Linzer Musiktheaters am 16.12.2022 eine Probe besuchen, wo sie von Opernstudioleiter Gregor Horres und Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt begrüßt und mit interessanten Details über die Entstehungsgeschichte der Linzer Neufassung überrascht wurden. Martin Schönbauer skizzierte den Werdegang des Komponisten Conradin Kreutzer, der auch als Virtuose auf dem Panharmonicum bekannt wurde.

Mit dem von Franz Grillparzer geschriebenen Stück Melusina befasste sich Ludwig van Beethoven zwar intensiver, nahm die kompositorische Arbeit aber letztlich doch nicht ernsthaft in Angriff, sondern widmete sich anderen liegen gebliebenen Werken. Schließlich sicherte sich Conradin Kreutzer die Aufführungsrechte und vertonte das Werk. Für die von der ursprünglichen Oper zu unterscheidende Linzer Fassung reicherte der Musikwissenschaftler Alexander Doent Kreutzers Werk mit Musikstücken von Ludwig van Beethoven an, und Andreas Bäuml nahm eine Neuinstrumentierung auf kammermusikalischer Basis vor.

Melusina ist eine alte Sage, die ihren Ursprung vermutlich in Frankreich hat und in vielfacher Weise überliefert wurde. Kern ist meist eine Mahrtenehe, also die Ehe eines Menschen mit einem überirdischen Wesen wie etwa einem Schlangenweib, einem Wassergeist, einer Nixe oder einer Fee, aber auch das Auseinanderklaffen von Idee und Wirklichkeit. Ansätze dazu gibt es auch bei Paracelsus und seinen Wassergeistern und dem Stoff Undine. Vergleichbares findet sich bei Richard Wagner im Tannhäuser (Venus) und Lohengrin.

Nach den einführenden Worten gewährten uns Conor Prendiville (Raimund), Hanyi Jang (Bertha), Navid Taheri Derakhsh (Troll) und Changhyun Yun (Graf von Forst) Einblick in die Probenarbeit. Yvonne Forster und Elisabeth Pedross erläuterten Kostüme und Ausstattung.

Raimund, der eigentlich Berta heiraten sollte, verliebt sich in „Wassergeist“ Melusina, macht sich Notizen von seinen Träumen und entfernt (aber nicht trennt!) sich von Berta, die schwanger ist. Typisch für den der Welt entrückten Raimund und seinen der Realität nicht entsprechenden Träumen ist das auf der Bühne befindliche Schwimmbecken. Raimund hat das Problem, dass er in eine andere Welt hineinrutscht und sich davon nicht lösen kann.

Eine wesentliche Rolle kommt auch bei dieser Aufführung der Oö. Tanzakademie zu, über deren Tätigkeit wir von Ilja van den Bosch mehr erfahren und auch eine Tanzvorführung von Maxim Jurik erleben durften. Interessant war vor allem auch Souffleuse Ioana Calomfirescu, die normalerweise „vom Publikum versteckt im Kasten“ arbeitet, auf der Bühne zu sehen und ihre Tätigkeit und ihren beruflichen Werdegang genauer kennenzulernen. Ein herzliches Dankeschön für diesen vorweihnachtlichen märchenhaften Abend!

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein