In seiner Begrüßung am 24.10.2022 im Ursulinensaal brachte Präsident Peter Rieder seine Freude zum Ausdruck, nach unsicheren Zeiten wieder voll aktiv sein und Veranstaltungen durchführen zu können. Gleichzeitig galt sein Dank den Mitgliedern für die bereits geleisteten Mitgliedsbeiträge.
Im Mittelpunkt des Abends stand Bernhard Pötsch, Professor an der Musikuniversität Wien und treuer Vereinskünstler, der zuletzt im Jänner 2020 das Publikum im Ursulinensaal mit seiner Virtuosität begeisterte. Auch dieser Abend kreiste um Franz Schubert, wenn auch andere Komponisten auf dem Programm standen, wie uns der Künstler in seiner Begrüßung ankündigte.
Zu Beginn spielte Bernhard Pötsch zwei von insgesamt sechs Stücken aus der Sammlung „Moments musicaux, D 780“, die 1828 veröffentlicht wurde. Mit Nr. 4 Moderato fand der Pianist einen melodiösen, fröhlich stimmenden, ein wenig an Bachklänge erinnernden Einstieg in den Klavierabend. Anders Nr. 5 Allegro vivace, welches durch den präzisen Rhythmus einen marschähnlichen Eindruck erweckt.
Ludwigs van Beethovens „Sonate e-Moll, op.90“ ist vergleichbar mit Schuberts dahinfließender Musik, trotz der ansonsten sehr unterschiedlichen Kompositionsstile. Sie ist seinem Freund Graf von Lichowsky gewidmet und bringt dessen schwankende Gefühle aufgrund einer nicht standesgemäßen Liebe zu einer Frau zum Ausdruck.
Im 1. Satz ist der Widerstreit zwischen Kopf und Herz sehr deutlich im Rhythmuswechsel hörbar. Der 2. Satz widmet sich musikalisch der Verliebtheit und Versöhnung, zum Ausdruck gebracht in einem wohlklingenden und melodiösen Zusammenspiel.
Im folgenden Werk „Idyll und Abgrund“ – 6 Schubert Reminiszenzen für Klavier – des zeitgenössischen Komponisten Jörg Widmann, wird ganz bewusst auf Schuberts Wehmut und Todessehnsucht mit der Tonsprache des 21. Jhdt. eingegangen.
Den Konzertbesuchern eröffneten sich Schubertmelodien teilweise mit Dissonanzen; schwebend zarte Klänge, die in heitere Melodien übergleiten, aber auch bizarre, schwermütige Musik mit wenig versöhnlichen Klängen. Die Stücke gehen teils ineinander über. Eine wahre Herausforderung für den Pianisten.
Nach der Pause erwartete die Konzertbesucher Schuberts Sonate in D-Dur („Gasteiner Sonate“), D 850. Wie Bernhard Pötsch ausführte, entstand dieses Werk im Sommer 1824 während des Aufenthaltes des Komponisten in Gmunden und Gastein. Es bringt die Unbeschwertheit und Lebensfreude zum Ausdruck. Die Gebirgslandschaft mit steilen Abgründen wird durch abrupte Brüche musikalisch dargestellt.
Der 1. Satz „Allegro“, mit fröhlich, verspielten Themen zeichnet durch akzentuierte Höhen und Tiefen und Wechsel von Forte und Piano diese Landschaft. Der 2. Satz „Andante con moto“ wird vom Klang (liedhaft, melancholisch) und einer rhythmischen Vielfalt bestimmt. Im Scherzo (3. Satz) werden Zweier- und Dreiertakt tanzmäßig dargestellt. Das Thema ist in reichen Variationen stets wiederkehrend zu hören. Im 4. Satz (Rondo) empfindet man ein tänzerisches Dahinspazieren mit sanften Übergängen zu schnelleren Sequenzen. Anders als in großen Sonaten üblich ist hier das Finale eine Rückkehr zur Stille.
Mit ebensolcher Stille lauschte das Publikum den gesamten Abend dem meisterlichen Vortrag des Pianisten, der ruhig, konzentriert und mit scheinbarer Leichtigkeit spielte. Eine großartige Leistung des Künstlers, sowie ein ebensolcher musikalischer Genuss für uns Konzertbesucher, welche mit begeistertem, lang anhaltendem Applaus Freude und Anerkennung zum Ausdruck brachten.
Mit dem Stück Nr. 3 aus „Moments musicaux“ als Zugabe verabschiedete sich der Pianist.

Hermine Zaunmair
Fotograf: Fleckenstei