„Die Kunst ist eines der wichtigsten Genussmittel!“ Mit diesem Satz sprach Vereinspräsident Peter Rieder in seiner herzlichen Begrüßung am 28.1.2022 im Ursulinensaal sicherlich dem Publikum aus der Seele. Im dritten Vereinsjahr der Pandemie versteht man, Kulturveranstaltungen besonders zu schätzen. Die Vorfreude auf die Darbietungen des Künstlers an diesem Abend war groß, denn Andreas Eggertsberger ist dem Verein bekannt – bereits mit 16 Jahren hatte er als junger, aufstrebender Pianist im Ursulinensaal sein Debüt.
Am Programm des heutigen Abends standen, wie der Pianist ankündigte, eher neue Werke, welche er bisher selten im Konzertsaal gespielt hatte.
Der verträumten „Melodie aus Orpheus und Eurydike“ von C.W. Gluck folgten zwei Spätwerke von W.A. Mozart. Die Fantasie in c-Moll bezauberte durch die feinen Nuancen in Klang und Stimmung. Herausragend dargeboten wurden die drei Sätze der Sonate in c-Moll: vertraute Mozartklänge und verwobene Melodien mit meisterlicher Leichtigkeit von Andreas Eggertsberger gespielt. Bemerkenswert in seinem Vortrag war die Versunkenheit des Künstlers in der Musik.
Zum Abschluss des ersten Konzertteils spielte Andreas Eggertsberger „Fünf Preludes“ von Alexander N. Skrjabin, einem russischen Komponisten und Pianisten, der dieses Werk vor dem 1. Weltkrieg komponierte, vielleicht ahnend, was auf die Welt zukommen wird, wie Andreas Eggertsberger kommentierte. Der Künstler „malte“ musikalisch tatsächlich ein ausdrucksstarkes, düsteres Bild, teils unruhig und bedrohlich.
Nach der Pause, welche Andreas Eggertsberger in bewundernswerter Weise ruhig und entspannt mit dem Publikum verbrachte, stand die Sonate Nr. 3 von Frederic Chopin am Programm. Der Künstler kündigte in charmanter Weise an, dass dieses Spätwerk des Komponisten neu in seinem Konzertrepertoire sei, und er selber an diesem Werk weiter wachsen möchte. Bereits im 1. Satz zeigte sich wiederum die Ausdruckskraft des Pianisten: vom lebhaften, romantischen, liedhaften Thema bis zum majestätischen Schluss. Flinke Fingerläufe forderten den Pianisten im zweiten, eher poetischen Satz. Das Largo ruhig fließend, dahingleitend spiegelte förmlich den Künstler selbst, ruhig und innig dem Instrument verbunden. Im ausdrucksstarken Finale beeindruckte Andreas Eggertsbergers präzise Technik.
Abschließend sei gesagt, dass Andreas Eggertsberger an diesem Abend in all den dargebotenen Werken eine reiche Palette von Nuancen und Klangfarben zum Ausdruck gebracht und durch sein rhythmisches Gespür und technisches Können einen großartigen Konzertabend geboten hat. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Pianist das gesamte Programm auswendig gespielt hat.
Ein langer Applaus brachte die Begeisterung des Publikums zum Ausdruck und wurde mit einem Chopin-Walzer als Zugabe belohnt.
Hermine Zaunmair
Fotograf: Fleckenstein