Will man das vorherrschende Gefühl der 38. Generalversammlung mit einem Begriff in Worte fassen, so ist es Freude, Freude bei den Vereinsmitgliedern über das persönliche Treffen, Freude bei den Vertretern des Landestheaters, ihre Produktionen wieder vor Publikum zeigen zu können und nicht zuletzt Vorfreude auf Vereinsjahr und Spielzeit 2021/22, die hoffentlich wieder unter einem besseren Stern stehen werden.

Gefühle vermittelte auch Mag. Norbert Trawöger der für die musikalische Umrahmung dieser GV das Thema Printemps, Frühling gewählt hatte. Nach dem 1. Stück, dem wunderbaren Flötensolo Le Printemps De Vivaldi, vom Philosophen Jean-Jacques Rousseau arrangiert, widersprach wohl jeder seinem Scherz „Was ist schlimmer als eine Flöte? 2 Flöten“, vorausgesetzt man könnte Norbert Trawöger für die 2.Flöte klonen.

In seiner Einleitung strich Präsident Rieder die Bedeutung des persönlichen Kontakts für ein aktives Vereinsleben hervor und begrüßte herzlich die erschienenen Vereinsmitglieder, die Mitglieder des Vereinsvorstandes, die Vorsitzende des Richard Wagner Verbandes Linz Drin Irene Jodl, den Vorsitzenden des Vorstandes von UNIsono GD Mag. Othmar Nagl und den Präsidenten des Chorverbandes OÖ Mag. Harald Wurmsdobler.

Mit besonderer Freude kündigte er Schirmherr Chefdirigent Prof. Markus Poschner an, der sich in einem Zustand des absoluten Hochgefühls, gleich einer innerlichen Glückseskalation, an die Vereinsmitglieder wandte. Voll Enthusiasmus beschrieb er die Arbeit mit seinem Orchester, die beglückenden Momente der letzten Woche bei Proben und Aufführungen und die Zuhörer konnten das Gefühl der großen Erleichterung aller, vom Ensemble bis zur Technik, nachempfinden.

Es folgte Valentine Piece op. 70, ein Stück des polnischen Komponisten Henryk Mikolaj Górecki. Mit Vogelzwitschern betrat Norbert Trawöger die Bühne um dann virtuos zum heroischen Teil bis zum mystischen Schluss überzuleiten.

Präsident Rieder bedankte sich bei Schirmherrn Chefdirigent Prof. Markus Poschner und bekräftigte das Gefühl des gegenseitigen Fehlens. Die Freude über die wiedergewonnene Normalität zeigt sich auch in 53 Anmeldungen von Vereinsmitgliedern für das Konzert des BOL im Wiener Musikverein.

Intendant Mag. Hermann Schneider führte diesmal die Besucher hinter die Kulissen einer neuen Landestheaterbühne, der Netzbühne. Bevor er darauf einging, kam er auf seine Freude über den wieder möglichen persönlichen Kontakt zu Menschen zu sprechen. Bei aller Euphorie stellte er aber auch die Frage in den Raum, wie wäre die Pandemie verlaufen, wenn es die technischen Möglichkeiten der Kommunikation nicht gegeben hätte.

Nach anfänglicher Skepsis gegenüber der Netzbühne ist er heute dankbar über diese Möglichkeit. Kunst ist in erster Linie Kommunikation und das kann die Netzbühne leisten. Intendant Schneider beschrieb den hochspannenden Produktionsprozess, von der Stückauswahl über die Aufnahme mit mehreren Filmteams unter der Leitung von Jonatan Salgado Romero (ehemaliger Tänzer des Landestheaters) bis zur Nachbearbeitung. Dabei ergaben sich völlig neue Sichtweisen auf die Produktionen verbunden mit einem großen Lerneffekt. Die technische Meisterleistung für diese neue Plattform wurde vor allem von der IT-Abteilung unter Leitung von Florian Brunner erbracht.

Intendant Schneider kündigte den Fortbestand der Netzbühne an, nicht als Ersatz für Theater, sondern als Ergänzung. Er appellierte an die Zuhörer, Erfahrungen mit der Netzbühne entweder direkt an ihn oder über den Verein zu kommunizieren.

Präsident Rieder bekräftigte in seinem Dank die Berechtigung der Netzbühne und brachte den Vergleich zur Schallplatte, die es seinerzeit Richard Tauber ermöglichte, Menschen abseits seiner Auftritte zu erreichen.

Norbert Trawöger gelang es sodann mit seinem meisterhaften Spiel die fröhliche Atmosphäre „Wenn Kinder spielen“ spürbar zu machen, einem Stück des hierzulande wenig bekannten dänischen Komponisten Carl Nielsen.

In seiner Videobotschaft dankte Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer dem Ehepaar Rieder und dem ganzen Team, dass sie in Zeiten physischer Distanz die sozialen Kontakte aufrechterhalten haben. Er sprach seine Anerkennung für die Erstellung der Theaterstatistik aus und gratulierte zur, wie er es wörtlich nannte, „gewaltigen Leistung“. Er lud ein, wieder Gast in allen Stätten des Landestheaters zu sein und das einzigartige Kulturprogramm zu genießen.

Nach dem Largo aus Vivaldis Le Printemps, womit Norbert Trawöger seine Kunstfertigkeit auf der Flöte ein weiteres Mal unter Beweis stellte, dankte Präsident Rieder dem Landeshauptmann für die lobenden Worte.

Es folgte der Rückblick auf das Vereinsjahr 2020/21, der durch die pandemiebedingten Einschränkungen diesmal entsprechend kürzer ausfiel.

In die Freude über 60 neue Vereinsmitglieder seit September 2020 mischt sich Bedauern über einen größeren Abgang, verursacht durch Altersstruktur und coronabedingte persönliche Umstände. Im Rahmen der Diaschau kündigte Präsident Rieder die Verleihung des „Freunde“-Preises“ für das Opernstudio III beim 74. SonntagsFoyer am 27.6.2021 an. In seinem Dank an die Entwickler der Theaterstatistik-Homepage, Ulrike Skopec-Basta und Gatte Hans-Jürgen, informierte er über Vorüberlegungen für einen weiteren Ausbau.

Er richtete seinen herzlichen Dank an die ehrenamtlich tätigen Büromitarbeiterinnen, die FotografInnen, alle VerfasserInnen von Beiträgen und Nachlesen in den Vereinsmitteilungen und die Mitglieder des Vereinsvorstands und des Beirats für den Einsatz in diesen schwierigen Zeiten.

Was würde besser in die momentane Situation passen als der Titel „Es kann nicht alles so bleiben“, ein Stück von Friedrich Kuhlau, dem Beethoven für die Flöte! Die gefühlvolle Interpretation von Norbert Trawöger inspirierte die Besucher zu einer optimistischen Deutung des Zitats.

Dr. Königstorfer schilderte die momentane Ausnahmesituation am Theater und warb um Verständnis und Geduld. Trotz 700 entfallener Vorstellungen wird versucht, alle Abonnenten zufrieden zu stellen. Er kündigte auch eine zusätzliche Reihe des BOL an, Details wollte er noch nicht verraten.

Nach der Präsentation der Zahlen des Jahres 2020 dankte er Finanzreferent-Stv. Eva Nigl und den Rechnungsprüfern W. Hofrat DI Barth und OAR Klaus Kraml. Die Anregung aus dem Vorjahr zu einem Steuercheck für Einnahmen aus Vereinskonzerten, wird ab Herbst umgesetzt.

Rechnungsprüfer DI Eduard Barth informierte über die Prüfung des Rechnungsabschlusses und bestätigte dem Verein eine einwandfreie Gebarung. Dem Antrag auf Entlastung des Finanzreferenten und Vorstandes stimmte die Generalversammlung einstimmig zu.

Präsident Rieder bedankte sich im Namen des Vorstands für die Entlastung.

Die musikalische Fortsetzung bildete ein Stück von Vally Weigl, einer verfemten Komponistin, Oiseau Doux de la Nuit, der süße Vogel der Nacht, den Norbert Trawöger mit melancholischen Flötentönen zum Leben erweckte.

In der Hoffnung auf ein Vereinsjahr 2021/22 ohne Einschränkungen stellte Präsident Rieder eine Reihe von Veranstaltungen vor, die dem Jahresprogramm, das Anfang September zugestellt wird, entnommen werden können.

Wer den Titel des folgenden, von Norbert Trawöger komponierten und glänzend vorgetragenen Stückes Luftikuss 28052021 improvisé genauer analysierte, erkannte, dass es sich um eine Uraufführung zum 28.5.2021 handelte!

Als Entschädigung für das wieder entfallende gemütliche Beisammensein offerierte Präsident Rieder den Besuchern die Blumenstöckerl auf den Tischen als kleines Geschenk.

Norbert Trawöger beschloss die Generalversammlung eindrucksvoll mit Allegro aus Le Printemps De Vivaldi, vielleicht ein Vorzeichen für eine fröhlichere, heiterere Zukunft.

ULRIKE SKOPEC-BASTA
Fotograf: Fleckenstein