Pressekonferenz 2. Februar 2004
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PRESSEKONFERENZ
Montag, 2. Februar 2004 11.30 Uhr

Thema:

Aufnahme des Standortes
„Theater am Berg"
in den Standortvergleich

LKZ Ursulinenhof, 1. Stock
Presseclub, Konferenzsaal A

Sehr geehrte Damen und Herren!

Das Thema der heutigen Pressekonferenz ist Ihnen bekannt. Es geht darum, dass wir, der Verein Freunde des Linzer Musiktheaters, an die Politik mit der Forderung herantreten, das „Theater am Berg" mit in die Standortbewertung der Expertenkommission aufzunehmen.

Unmittelbarer Anlass dazu ist das Zwischenergebnis, das die Expertenkommission vorige Woche vorlegte. Entgegen den Erwartungen wurde nämlich keiner der verbliebenen sieben Standorte besser als mit „gut" bewertet. Wenn ich in der Nomenklatur der Benotung verbleiben darf: es wurde kein Standort als „sehr gut" oder als „ausgezeichnet" befunden.

Da in Linz nicht alle paar Jahre, sondern alle paar Jahrhunderte ein neues Theater gebaut wird, scheint uns die Forderung nach einem optimalen Standort als legitim.

Es geht hier um die Funktionstüchtigkeit ebenso wie um den städtebaulichen Akzent,

um das arbeitsrechtlich abgesicherte Raumprogramm ebenso wie um die künstlerische Ausstrahlungsmöglichkeit von Protagonisten und Orchester,

die Kosten für die Grundstücksbeschaffung müssen ebenso in die Bewertung einbezogen werden wie die Bau- und die Folgekosten. Ohne auf Details einzugehen: aber gewisse Verkleinerungen oder Abspeckungen bei Probebühnen und -sälen würden sich auf Dauer als überaus kostspielig erweisen.

Schließlich beanspruchen nicht zuletzt die Lösungen für den ruhenden und für den fließenden Verkehr höchste Aufmerksamkeit.

Die Aufgabe, bei der Standortfindung meinungsbildend mitzuwirken, haben wir uns vor 20 Jahren in unseren Vereinsstatuten selbst gestellt. Im wesentlichen haben wir immer - je nach realpolitischer Lage - drei Standorte als geeignet und sinnvoll erachtet. Es sind dies:

Urfahraner Jahrmarktgelände
Theater am Berg
Volksgarten (Blumau/UKH)
1. Urfahraner Jahrmarktgelände

In unserer nunmehr 20-jährigen Vereinsgeschichte haben wir von Anfang an einem Standort den Vorzug gegeben. Die Zögerlichkeit von LH Dr. Ratzenböck versäumte den Standort Urfahr/Brückenkopf, den Bürgermeister Prof. Hugo Schanovsky bereitgestellt hätte. (Schanovsky: "Herr Landeshauptmann, schreiben Sie mir einen Brief, in dem Sie den Brückenkopf als Musiktheaterstandort anfordern, und ich werde ihn Ihnen zur Verfügung stellen.") Dieser Brief wurde nicht geschrieben. Jahre später wertete eine überregionale Findungskommission den Standort Urfahr/Jahrmarktgelände als den besten. Da legte Bürgermeister Dr. Dobusch ein Veto ein.
Neuer Anlauf 2001: Die Initiative für ein "Theater an der Donau" wurde vom Linzer Gemeinderat niedergestimmt.

PLUS

Standort an der Donau,
hervorragende Verkehrsanbindung,
Neugestaltung sowieso erforderlich ("2 Fliegen auf einen Schlag"),
Aufwertung von Urfahr,
Kulturbezirk mit Rathaus, Schloss, Lentos und Brucknerhaus.

MINUS

Ablehnung durch BM Dr. Dobusch,
Ablehnung durch die Benützer des (weltweit letzten) zentralen Gratisparkplatzes,
Sorgen der Marktfahrer um ihre Existenz (ein Nebeneinander von Markt und Kultur wäre allerdings möglich),
Problem Hochwasser (ist wie bei Lentos, Brucknerhaus und Rathaus lösbar).

  

2. Theater am Berg

Erst durch das Dobusch-Veto kam der Standort "am Berg" ins Gespräch. Das Ergebnis der Volksbefragung ist bekannt, 197.040 Pro-Stimmen blieben von der Politik unberücksichtigt. Die bereits begonnenen Arbeiten - die Gesamtplanung war abgeschlossen - wurden eingestellt. Rund 200 Millionen Steuerschilling liegen seither brach.

PLUS

Standort an der Donau,
Standortbewertung, Architektenwettbewerbe, Planung abgeschlossen,
kostengünstig, weil 200 Mio Schilling der Nutzung rückgeführt werden,
zeitsparend, weil sofortiger Bau- beginn möglich,
Kulturmeile Brucknerhaus, Lentos, Schloss,
unmittelbare Nähe Landestheater,
unmittelbare Nähe Schlossmuseum, Aufwertung Altstadt,
komfortable Parkmöglichkeit.

MINUS

Das Ergebnis der Volksbefragung muss als das genommen werden, was es aussagt: 197.040 wünschen ein Musiktheater,
die Gegner sprachen sich gegen ein "Musiktheater" aus, nicht gegen ein "Musiktheater im Berg". Wenn nun doch ein Musiktheater gebaut wird, steht auch der Standort "im Berg" zur Verfügung.

    

3. Volksgarten (Blumau/UKH)

Zwischenzeitlich wurde von Architekten aus Stuttgart ein Standort geprüft: der Volksgarten. Hier stand bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Veranstaltungs-Palais mit 2.000 Plätzen, wo Konzerte, aber auch Bälle und andere "Events" stattfanden. Dieser Standort hat viele Vorteile, zu denen durch die derzeitige Umgestaltung der Blumau und die geplante Absiedelung des Unfallkrankenhauses noch neue Aspekte dazukamen. Man könnte den Volksgarten um die Areale der Blumau und des UKH vergrößern und die Straße entlang der Bahnschienen führen.

PLUS

Erweiterung der City bis zur Blumau,
bessere Nutzung als Erholungsraum,
beste öffentl. Verkehrsanbindung,
großzügige Architektur als städtebaulicher Akzent.

MINUS

"Grünapostel" fürchten um Bäume, allerdings unbegründet, weil der Volksgarten um die Areale Blumau und UKH vergrößert wird.

Volksgarten/Blumau/UKH

Das Areal Volksgarten/Blumau/UKH ist wegen technischer Schwierigkeiten von der Expertenkommission bereits ausgeschieden worden.

Hier stand bereits im vorigen Jahrhundert ein Kulturbau, der leider nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde. Vielleicht interessiert Sie die Information über dieses Volksgartenpalais, die im Anhang dieser Presseunterlage zu finden ist.

Urfahr/Jahrmarktgelände

Das Urfahr/Jahrmarktgelände schaffte leider auch nur die Bewertung „gut".
Wir sind uns dessen bewusst, dass hier der Wille des Bürgermeisters seit der Ablehnung des ersten Gutachtens der Standortfindungskommission, als dieser Standort als „der beste" bewertet wurde, sich nicht geändert hat.

„Theater am Berg"

Das wurde in den Strudel der Volksbefragung mit der Frage „Soll in Linz ein Musiktheater gebaut werden, Ja oder Nein?" gezogen. Die Frage, die sich allgemein auf ein neues Musiktheater bezog, wurde auch auf das „Theater am Berg" ausgedehnt. Sei dem wie immer, die rechtlich unverbindliche Antwort von 60 Prozent der Befragten lautete „Nein". Und zwar zum Musiktheater.

Drei Jahre später hat sich die politische Landschaft verändert.

Die Notwendigkeit eines Neubaus wird von immer weiteren Kreisen erkannt,

die Partei, die die Befragung vorantrieb, hat das für sie günstige Befragungsergebnis nicht über die Wahlen retten können und wurde gedrittelt,

es wurde kein anderer Standort gefunden, der als „sehr gut" bewertet werden konnte

und der oö. Landtag hat durch den Beschluss, ein neues Theater zu bauen, die Volksbefragung indirekt als rechtlich unverbindlich anerkannt.

Wir erachten also die Zeit für reif, dass das „Theater am Berg" mit in den Standortvergleich einbezogen wird.

Wir sehen uns dabei auch als Anwalt der Steuerzahler. Sollte sich nämlich herausstellen, dass das „Theater am Berg" wegen der geleisteten Vorarbeiten billiger käme als Neubauten auf den „guten" Standorten, müsste doch die ökonomische Vernunft in den Vordergrund der Überlegungen treten.

Verein Freunde des Linzer Musiktheaters

(Dr. Gerhard Ritschel, Gf. Präsident)