Freitag, 7. Juni 2002, 19.30 Uhr
LKZ Ursulinenhof, Festsaal
in Zusammenarbeit mit dem LKZ Ursulinenhof

K.O.-L.L.
Kammer.Orchester.-Linz.Land.

 
... eines der jüngsten Orchester in Oberösterreich ...

Solisten: Prisca Schlemmer (Oboe) und Robert Buschek (Fagott)

 

PROGRAMM

Balduin Sulzer (*1932)
"Kinderspiele" - Phantasiestücke für junge Streicher
Allegro - Cantabile - Allegro

Franz Schubert (1797 - 1828)
Streichquartett c-Moll, "Quartett-Satz", D 703, komponiert 1820 Allegro
(Andante - unvollendet...)

Helmut Schmidinger (*1969)
"Nur ein Hauch! - und er ist Zeit", op. 53 eine phantastische Fortschreibung nach Schuberts DV 703 für Kammerorchester, komponiert 2002

------------------- Pause -------------------

Antonio Vivaldi (1678 - 1741)
Concerto per Oboe, Fagotto, Archi e Basso Continuo,
G-Dur, RV 545 Andante molto Largo Allegro molto

Edvard Grieg (1843 - 1907)
Aus Holbergs Zeit. Suite im alten Stil für Streichorchester op. 40, komponiert 1884 Praelude. Allegro vivace Sarabande. Andante Gavotte. Allegretto - Musette. Poco più mosso Air. Andante religioso Rigaudon. Allegro con brio

 

Balduin Sulzers "Kinderspiele - Phantasiestücke für junge Streicher" lassen die Musiker vielerlei Facetten ihres Instrumentes zeigen. So wird z. B. chorisch mit dem Bogen auf die Saiten geklopft oder in lateinamerikanischen Rhythmen "gegroovt". Dynamische Kontraste, Wechsel von weichen Zusammenklängen und scharfen Dissonanzen machen das Werk spannend.

Besonders ergreifend bei Franz Schuberts c-Moll-Satz D 703 ist die melancholische Grundstimmung, die vom ersten Takt an die Hörer fesselt. Viele Schubert-Biographen sahen darin eine Reaktion des Komponisten auf die Heirat der von ihm sehr verehrten Therese Grob. Man versuchte sogar, den Streichquartettsatz als "Schuberts Zwiesprache mit sich selber" nach der furchtbaren menschlichen Enttäuschung, die ihm der Vormonat eintrug, zu interpretieren. Der zweite Satz- ein Andante in As-Dur - bricht nach Takt 41 ab ...

Dieses Schubert-Fragment wurde im Auftrag des K.O.-L.L. von Helmut Schmidinger vollendet.
Über dieses Werk schreibt der Komponist: Die für mich seitens des Auftraggebers vorgegebene sehr heikle Aufgabenstellung der "Fortschreibung" habe ich versucht, durch eine inhaltliche Klammer mit Hilfe einer außermusikalische Rahmenhandlung zu lösen. Der Text, der entweder von den Ausführenden gesprochen oder im Programmheft abgedruckt werden kann, ist ein dramaturgisches Exzerpt aus Schuberts eigenhändig niedergeschriebenem "Traum" vom 3. Juli 1822.

Der Titel dieses Werkes ist ein Vers aus Schuberts Gedicht "Die Zeit" vom Mai 1813 und soll andeuten, dass der Traum zwar "nur ein Hauch" ist, aber durch das subjektive Empfinden und Erinnern daran zur "realen" Zeit wird oder zumindest als solche erlebbar gemacht werden kann.

Schubert sitzt eines Abends am Schreibtisch und komponiert ... Der Schlaf nimmt ihm die Feder aus der Hand... "[...] Einstmahls führte uns der Vater zu einem Lustgelage. [...] Ich aber war traurig. [...] Ich wandte meine Schritte und [...] wanderte in ferne Gegend. Jahre lang fühlte ich die größte Liebe und den größten Schmerz mich zertheilen. Da kam mir Kunde von meiner Mutter Tode. Ich eilte sie zu sehen, [...] Thränen entflossen meinen Augen. [...] Und wir folgten ihrer Leiche in Trauer und die Bahre versank. - Von dieser Zeit an blieb ich wieder zu Hause. Da führte mich mein Vater wieder einstmahls in seinen Lieblingsgarten. Er fragte mich ob er mir gefiele. [...] Ich verneinte es zitternd. Da schlug mich mein Vater und ich entfloh. Und zum zweytenmahl wandte ich meine Schritte und [...] wanderte abermals in ferne Gegend. Lieder sang ich nun lange lange Jahre. Wollte ich Liebe singen, ward sie mir zum Schmerz. Und wollte ich wieder Schmerz nur singen, ward er mir zu Liebe. So zertheilte mich die Liebe und der Schmerz."

Helmut Schmidinger, geboren am 11. 5. 1969 in Wels. Studierte Klavier, Oboe und Komposition. Mitbegründer der Konzertreihe MUSICA EX TEMPORE mit Schwerpunkt zeitgenössische Musik.

1990 Leistungsstipendium der Hochschule Mozarteum 1991 Erster Preis beim Kompositionswettbewerb der "Jeunesse musicale" für "Konzert für Violine und Blasorchester" 1992/93 Stipendiat der Carl-Michael-Ziehrer-Stiftung 1993 Talentförderungsprämie für Komposition des Landes Oberösterreich Arbeitsstipendium für "Violoncellokonzert" des Landes Oberösterreich 1994 Vertreter der Hochschule Mozarteum bei den Europäischen Interkonzerten mit Aufführungen in Salzburg, Hamburg, Würzburg und Dresden 1995 Förderungspreis der "Theodor-Körner-Stiftung" für "MOSAIK für großes Orchester" 1996 Staatsstipendium für Komposition des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Doppelkonzerten von Antonio Vivaldi gibt es im Oboen-Fagott-Konzert keinen echten Dialog zwischen den Soloinstrumenten. Das Fagott bildet für die Oboe lediglich eine Art von Stützbass. Immerhin rechtfertigen einige spieltechnisch effektvolle Passagen in der Bass-Stimme dessen "Status" als Solo-Instrument, und nur in dem - an Tonmalereien reichen - zweiten Satz wird ihm Gelegenheit gegeben, eine eigenständige, über dem Continuo-Bass liegende "Tenorstimme" auszuführen.

Edvard Grieg komponierte die "Holberg-Suite" anlässlich des 200-Jahr-Jubiläums des dänischen Schriftstellers und Historikers Baron Ludvig von Holberg, der unter dem Pseudonym Hans Mikkelsen schrieb. Holberg wurde 1684 in Bergen in Norwegen geboren (wie Edvard Grieg) und starb 1754 in Kopenhagen. Holberg studierte an den Universitäten von Kopenhagen und Oxford und lehrte später an der Universität Kopenhagen. 1747 wurde er zum Baron erhoben. Er war als Historiker und Dichter einer der wichtigsten Vertreter der dänischen Aufklärung.