Heiß ersehnt und sicher !!!

Nur wenige Kulturbauten in Österreich haben bisher so konträre Stimmungen hervorgerufen wie das Linzer Musiktheater. Im Jahr 2012 soll es in Betrieb gehen. Damit dies mit einem Höchstmaß an Brandsicherheit geschieht, wurde das Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung (IBS) für den Bereich des Vorbeugenden Brandschutzes beigezogen.


Kulturbauten wie das Linzer Musiktheater sind eine besondere Herausforderung für den Vorbeugenden Brandschutz

Mit 290.000 m3 umbautem Raum und einer Nettogeschoßfläche von fast 44.000 m2 wird das Musiktheater Linz nach Fertigstellung im Jahr 2012 rund 1.200 Besuchern Platz bieten. Etwa 47.000 m3 Beton, 120.000 m2 Schalung und 5.400 Tonnen Stahlbeton wurden bis zur Gleichenfeier am 26. November 2010 verbaut. Selbstverständlich spielt bei einem solchen Großprojekt auch der Vorbeugende Brandschutz eine tragende Rolle. Um nach der Fertigstellung weit über 200.000 Besuchern pro Jahr ein Höchstmaß an Brandsicherheit bieten zu können, wurden bereits in die Planungsphase die Experten des Instituts für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung (IBS) beigezogen. Dieses zeichnet sowohl für die brandschutztechnische Planung als auch für die begleitende Bauüberwachung und den baulichen Brandschutz verantwortlich.

Dass es sich hierbei um ein Linzer Unternehmen - eine 100-Prozent-Tochter der Brandverhütungsstelle (BVS) für OÖ - handelt, hat allerdings nur wenig mit Lokalpatriotismus zu tun. Vielmehr gilt das IBS als österreichweit wichtigstes Kompetenzzentrum für den Vorbeugenden Brandschutz in Großbauten, dessen Know-how auch weit über die rot-weiß-roten Bundesgrenzen hinaus gefragt ist.

Beispielsweise zeichnete das IBS auch für die Brandschutzbelange in allen österreichischen EM-Stadien der Fußball-Europameisterschaft 2008 verantwortlich.

Besondere Herausforderungen an den Brandschutz

"Kulturbauten wie das Linzer Musiktheater sind immer mit besonderen Herausforderungen für den Vorbeugenden Brandschutz verbunden", erzählt IBS-Geschäftsführer Ing. Helmut Peherstorfer: "Einerseits gilt es, weit über 200.000 Besuchern pro Jahr ebenso wie den Künstlern vor, während und nach den Vorstellungen ein Maximum an Sicherheit zu bieten, andererseits machen schon die Dimensionen der Foyers und Konzertsäle Sonderlösungen für die Schaffung von Brandabschnitten notwendig."

So betragen die Außenabmessungen des Gebäudes im Norden entlang der Blumauerstraße 149,2 m, im Osten entlang der Südtirolerstraße etwa 25 m und im Westen zum Volksgarten hin 64,7 m. Im Süden entlang der Bahnhofstraße beträgt die abgewickelte Länge ca. 215 m. Die Tiefgarage ist als zweigeschossige, unterirdische, nicht offene Großgarage mit natürlicher Be- und mechanischer Entlüftung geplant.

"Aus brandschutztechnischer Hinsicht wird das gesamte Objekt mit einer Brandmelde- und einer Sprinkleranlage ausgestattet. Durch diese besondere Vorkehrung kann die flächenmäßige Überschreitung von 1000 m² für Foyer und Zuseherbereich sowie die Überschreitung der Fluchtweglänge zur Kenntnis genommen werden, zumal eine brandschutzmäßige Trennung von Foyer und Zuseherbereich unter Berücksichtigung der Räumungszeit nicht zielführend ist", erklärt dazu Ing. Peherstorfer. "Schließende oder geschlossene Brandschutztüren würden zu einer Behinderung von Fluchtbewegungen führen", so der IBS-Geschäftsführer weiter: "Für sämtliche übrigen Bereiche wurden die Brandabschnitte weit unter den gesetzlichen 1000 m² vorgesehen, Technik- und Lagerbereiche wurden sogar als eigene Abschnitte geplant, die Zugangstüren als T30-Türen ausgebildet."

Räumung in weniger als 10 Minuten

Grundsätzlich werden die tragenden Bauteile brandbeständig aus Stahlbeton hergestellt. Teilbereiche wie die Foyer-Fassade, das Dach bzw. die Decke vom Bühnenturm, Kostümfundus oder der Haustechnik-Bereich im 4. OG sind in Stahlkonstruktion geplant. "Hier wird der Nachweis der äquivalenten Brand-/Feuerwiderstandsklasse F90/R90 unter Zugrundelegung eines Realbrandszenarios mittels validierter Rechenverfahren geführt", so Peherstorfer. Was die Fluchtwegbreiten betrifft, wurden die Aus-gangsbreiten aus den einzelnen Räumlichkeiten entsprechend der theoretisch möglichen Maximalbelegung festgelegt. Ebenso wurden die Ausgangstüren ins Freie entsprechend der Maximalbelegung im gesamten Objekt ausgelegt. Innerhalb des Gebäudes erfolgte der Nachweis einer funktionierenden Entfluchtung mittels Räumungsberechnung durch das Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung. Diese ergab, dass innerhalb von zehn Minuten eine Anzahl von 3480 Personen gefahrlos evakuiert werden kann, was weit über der tatsächlichen maximalen Anzahl von 2440 Personen liegt. "Insgesamt können wir behaupten, dass die neuesten Erkenntnisse des Vorbeugenden Brandschutzes in die Planung des Linzer Musiktheaters eingeflossen sind und wei-ters modernste Brandschutzeinrichtungen zum Einsatz kommen. Die Besucher können sich damit nicht nur über den Kulturgenuss sondern auch über ein Höchstmaß an Brandsicherheit freuen", erklärt IBS-Geschäftsführer Ing. Helmut Peherstorfer abschließend.

Mag. Gernot Bogner