Der "große" Spatenstich  (Video)

Die von den Freunden des Linzer Musiktheaters lang ersehnte Spatenstichfeier war am Mittwoch, dem 15. April 2009, 12 Uhr, Wirklichkeit geworden. In einem festlichen Rahmen, wie ich ihn bei ähnlichen Anlässen noch nie erlebt habe, hob sich der Vorhang endgültig und unwiderruflich zum letzten Akt der Planungs- und Baugeschichte dieses so lang erkämpften Projektes.

Von Dipl.-Ing. HILDEBRAND HARAND

DIE FEIER

Auf dem in strahlendem Sonnenschein gelegenen Bauplatz, an dessen Rand schon Bagger, Bohrgeräte und Rammen neben einem großen Stapel Spundwandbohlen bereitstanden, erwartete ein festliches weißes Zelt seine 1400 Gäste. Innen war es gestaltet wie ein Theater mit Zuschauerraum und Bühne, einem komfortablen Mischpult, zahlreichen Scheinwerfern, Kameras, Mikrofonen und einer großen Bildschirmwand, auf der man auch von den hintersten Tischen das Geschehen gut sehen konnte.

Künstlerisch hochwertig und in 1½ Stunden äußerst kurzweilig verlief dann die Spatenstichfeier. Intendant Rainer Mennicken und Direktor Dr. Thomas Königstorfer begrüßten - etwa gleich gekleidet - in Doppelconference die Gäste, darunter zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Mit besonderem Applaus wurde Altlandeshauptmann Dr. Josef Ratzenböck bedacht, der an diesem Tagen seinen 80. Geburtstag feierte.

Nach der Begrüßung wurde ein Film gezeigt, eine Animation als Gang durch das Neue Haus mit Bildern, die manche schon teilweise kannten, aber auch mit einem erstmaligen Blick in den Zuschauerraum

Der musikalische Teil wurde durch das Bläseroktett "Oktavian" mit Mozarts Linzer-Symphonie eingeleitet. Der Chor des Landestheaters brachte die Uraufführung "An der schönen neuen Oper" zur Melodie des Donauwalzers und schließlich zeigte das Ballett einen Ausschnitt aus dem Landestheater-"Dornröschen". Zwischen diesen Darbietungen sprachen die Vertreter der hohen Politik.

Bei den letzten Tanzschritten des Balletts füllte sich die Bühne mit Nebel. 
Aus ihm stieg wie der Phönix aus der Asche das Modell des Neuen Musiktheaters empor.

Auf dem in strahlendem Sonnenschein gelegenen Bauplatz, 
wo auch schon Bagger und Bohrgeräte bereitstanden, 
erwartete ein festliches weißes Zelt seine 1400 Gäste.

Nach gebührender Bewunderung und Blitzlichtgewittern wurde die Bühne zur Baugrube. Ihre Rampe deutete den Erdboden schon an, auf den Bühnenbrettern wurde sie übergeleitet in einen ausgedehnten Haufen feinkörnigen trockenen Sandes. So fiel der Spatenstich den Akteuren nach all den bisherigen Mühen mit dem Projekt sehr leicht. Der Sand wurde unter dem Applaus des Publikums locker in die Höhe geworfen.

DIE BOTSCHAFT DER POLITIK

Unter den Gästen waren nahezu alle in Oberösterreich und Linz wirkenden Spitzenpolitiker in bester Laune vertreten.

Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer verwies zunächst auf die 25 Jahre, die um diesen Neubau gekämpft wurde. Er nannte unseren Verein den "Stachel im Fleisch", der die Politiker in dieser langen Zeit vorangetrieben habe und widmete diesen Tag des Spatenstichs den "Freunden des Linzer Musiktheaters", was bei nicht wenigen der anwesenden Mitglieder einige Tränen der Freude in die Augenwinkel trieb - eingedenk der seltenen Höhen und häufigen Tiefen, die wir bisher überwinden mussten. Schließlich sagte der Landeshauptmann: "Es hat eine Ewigkeit gedauert bis zu diesem Spatenstich, aber auch eine Ewigkeit hat ein Ende." Er richtete zum Schluss einen Appell - "nein, besser eine Bitte" - an alle in der Politik Verantwortlichen in unserem Land, dieses große Projekt nicht für politisches Kleingeld zu missbrauchen.

Intendant Rainer Mennicken und Dr. Thomas Königstorfer - etwa gleich gekleidet -
informieren den aufmerksamen LH Dr. Pühringer über ihre Doppelconferance.

Bürgermeister Dr. Franz Dobusch zeigte offen seine Freude, dass der Spatenstich nun endlich möglich wurde. Die Vorbereitung und Durchführung der Baugenehmigung hatte die Stadt Linz zu 100% gefordert. Bis ins   letzte Detail sei nun von seinen Mitarbeitern alles vorbereitet, sogar die Gestaltung des Bauzaunes. Für Dr. Dobusch ist dieses neue Kulturhaus die Krone der kulturellen Infrastrukturentwicklung, die Linz seit 1945 vom Nichts beginnend mit Elan vorangetrieben habe. Es gab damals kein Konzerthaus, kein der Zeit entsprechendes Theater, viel zu wenig Museen, keine Universität, keine Schulen für die Kunstrichtungen. Darum sei dieses Neue Musiktheater für Linz so wichtig bei der Erfüllung der Zentralraumfunktion einer Landeshauptstadt.

Vizebürgermeister Dr. Erich Watzl verwies auf die große Chance, die Linz mit dem Opernhaus infolge seiner geo-grafischen Lage zwischen Wien und Salzburg, zwischen Graz und Prag nun nützen werde. Mit seiner modernen Innenwelt wird dieses Haus Darbietungen zeigen können, die anderen technisch gar nicht möglich sind.

Die Direktoren des Landestheaters sagten zu diesem Thema, dass mit dem neuen Haus die Tür aufgehen werde für die oberste Spielklasse, für die sich allerdings die derzeit am Landestheater tätigen Künstler und technischen Mitarbeiter schon längst qualifiziert hätten. Nicht nur große Opern ("Ring"!), die bislang kaum gespielt werden konnten, werden schon geplant, vielmehr sei auch in Zusammenarbeit mit dem AEC eine visuelle Welt auf der neuen Bühne zu erwarten.

 BLEIBENDER EINDRUCK AUS ALLEN REDEN:

Das Neue Musiktheater ist:

1.) Ein kulturpolitischer Auftrag. Es schafft bessere Voraussetzungen für das Theatererlebnis des Publikums und bessere Arbeitsbedingungen für die Künstler. Literatur im umfassenden Sinn soll geboten werden. Dieses Haus gehört zum kulturellen Selbstverständnis für Oberösterreich und für Linz.

2.) Ein Wirtschaftsfaktor. Investoren aus aller Welt fragen nicht nur nach Flug- und Bahnverbindungen, sondern bewerten sehr genau, was sich auf kulturellem Sektor tut. Firmenmitarbeiter, die mit ihren Familien hierher ziehen, brauchen ein großes kulturelles Angebot. Der Theaterbetrieb bringt darüber hinaus hohe Umwegrentabilität. Wie jeder Betrieb, der gut arbeitet, schafft er weitere Arbeitsplätze bei Zulieferfirmen und im Dienstleistungsgeschäft. Schließlich wird der Bau selbst in einer Zeit des Wirtschaftsrückganges am Standort - auf ein Jahr umgelegt - 1.600 Arbeitsplätze schaffen oder sichern. Zu dieser Zahl kommt noch hinzu die Mitwirkung bei der Sicherung von Arbeitsplätzen der Lieferfirmen von Material, Geräten und Einrichtungen während der Bauzeit.

3.) Ein städtebaulicher Akzent. Das Musiktheater wird ein neues Wahrzeichen für die Linzer Innenstadt. Es bildet einerseits mit dem Volksgarten den bisher fehlenden südlichen Abschluss der Landstraße, andererseits rundet es das neue Stadtviertel zwischen Wissensturm, Landesdienstleistungszentrum, Hauptbahnhof, Landesbibliothek und Power Tower ab. Damit entsteht in diesem Bereich von Linz innerhalb von rund 10 Jahren ein völlig neues Stadtviertel, zu dem das Musiktheater einen wesentlichen Impuls liefern wird. Die Stadt Linz wird den Bereich Schillerpark/Musiktheater baulich aufwerten.

DANK

Dieser wurde vielfach ausgesprochen an:

die Errichtungsgesellschaft M.T.G mit DI Otto Mierl, Dr. Thomas Königstorfer und Ing. Martin Schmidt für die hervorragende und termingerechte Arbeit, die den Baubeginn jetzt ermöglicht hat,

den Verein Freunde des Linzer Musiktheaters für den nie aufgegebenen Glauben an das neue Musiktheater und die daraus folgende unermüdliche Arbeit,

die Künstler, Techniker und Mitarbeiter des Landestheaters für das trotz ungünstiger Bedingungen hohe Niveau, das sehr gute Auslastungen schafft und das die Basis für eine weit reichende Akzeptanz des Neubaus ist,

die Stadt Linz und das Land Oberösterreich für die großartige Zusammenarbeit aller Dienststellen und Verantwortungsträger bei der Vorbereitung dieses Jahrhundertprojektes. Glück auf!

Eitel Freude bei den Musiktheater-Freunden und bei 1.400 Besuchern im randvollen Festzelt.