In der „Sache Makropulos“ ging es bei der von Prof. Richard Architektonidis organisierten Musiktheaterreise vom 23. bis 27. Mai 2018 nach Athen. Eine Reise, reich an Höhepunkten, die als eine der schönsten und gelungensten in Erinnerung bleiben wird.

Nach einem – trotz einiger Turbulenzen – sicheren Flug landete unsere 31-köpfige Gruppe pünktlich am frühen Nachmittag auf dem Flughafen Venizelos in Athen, wo wir von unserer Führerin Evangelia und unserem Fahrer Michalis empfangen wurden. Nachdem wir mit dem Bus die Messogeia Ebene verlassen und den Hymettos Hügel umfahren hatten, bot sich ein erster Blick auf das weiße Häusermeer der Stadt. Hat der Kern von Athen nur rund 660.000 Einwohner, bringt es die Stadt mit ihren Randbezirken auf über 5 Millionen. Eine erste Orientierungsfahrt führte vorbei an Gebäuden der Bauhausarchitektur (erwähnenswert die amerikanische Botschaft), entlang der klassizistischen Fassaden von Nationalmuseum, Nationalbibliothek (unverkennbar die Ähnlichkeit mit dem Parlament in Wien) und der Akademie, über Syntagmaplatz, Parlament und Hadriansbogen zum Stadion. Hatte uns bislang noch leichter Regen begleitet, gewann pünktlich zu unserem Stopp beim Panathenäischen Stadion die Sonne die Oberhand und ließ den pentelischen Marmor des imposanten Bauwerks erstrahlen. 50.000 Menschen finden in dem 1896 für die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit auf den Fundamenten des antiken Stadions aus 330 v.Chr. erbauten Rund Platz. Danach ging es zum Zimmerbezug in unser zentral gelegenes „Acropolis Museum Boutique Hotel“.

Am nächsten Morgen startete die Gruppe zum Ganztagesausflug nach Epidaurus. Auf der Fahrt über Dafni, Eleusis und Megara nach Korinth erfuhren wir von unserer Führerin Evangelia viel über antike Riten, Geschichte und Bevölkerung. Mit dem Begriff Korinth verbindet man die Stadt Korinth und die antike Provinz Korinthien, die süßen getrockneten Beeren und nicht zuletzt den Kanal von Korinth, wo wir einen Stopp einlegten. Bis zu 79 Meter ragen die Steilwände des 1881 bis 1893 in die Landenge gegrabenen Kanals auf. Beim Blick von der Brücke wirkt der Kanal optisch kürzer, aber er ist 6,5 km lang. Heutzutage ist der Kanal für Kreuzfahrtschiffe und Frachter zu schmal und hat seine Bedeutung als Abkürzung verloren.

Auf der Weiterfahrt nach Epidaurus überraschte uns unser Fahrer Michalis mit einer Extrarunde über Nauplia, der ersten Hauptstadt des unabhängigen Griechenland, mit den mächtigen Befestigungsanlagen. Bei der Ankunft in Epidaurus zürnten uns die Götter und Zeus schickte sogar einige Blitze. Wir begaben uns sofort ins Museum, wo uns Evangelia in ihrer fesselnden Art die Stätte mit ihren teilweise rätselhaften Bauten, wie den Rundtempel mit dem unterirdischen Labyrinth, und die Riten des Asklepios näherbrachte. Aktuell, wie einem modernen Gesundheitsratgeber entnommen, muten die Anleitungen, zur Ruhe kommen, fasten und Bewegung, an. Auf dem Weg zum Theater kam schon wieder die Sonne hervor und wir bestaunten die im 4. Jh. vor Chr. erbaute halbkreisförmige Tribüne, die auf ihren Steinrängen bis zu 14.000 Besuchern Platz bietet. Die Deutung, dass Theater Teil der Therapie war, gefiel uns, belegt ist sie allerdings nicht. Einen emotionalen Höhepunkt bescherte uns Richard Architektonidis als er zur Demonstration der hervorragenden Akustik „Hoamatland“ anstimmte, das bis in die obersten Ränge zu hören war und von allen im Theater anwesenden Besuchern mit Applaus bedacht wurde.

Was wäre Athen ohne Akropolisbesuch und der stand am 3.Tag auf dem Programm. Im Dionysostheater gab uns Evangelia erste Informationen, wir wanderten vorbei am Odeon des Herodes Attikus, genossen herrliche Rundblicke auf die Stadt und wähnten uns auf den Stufen zu den Propyläen in einem Ameisenhaufen. Wir konnten uns allerdings nicht beklagen, waren wir doch selbst Teil der Besuchermassen, die das Wahrzeichen von Athen stürmten. Durch den monumentalen Torbau betraten wir den Tempelbezirk, wo uns das Erechtheion mit seinen berühmten Koren und der Parthenon, der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athene, in den Bann zogen. Erinnerungen an das in der Schule Gelernte wurden wach und so mancher bedauerte, nicht eine Lehrerin wie Evangelia gehabt zu haben. Geschichte hätte mehr Spaß gemacht und mehr Wissen wäre erhalten geblieben! Am Ende der Besichtigung mussten wir uns von dieser äußerst fachkundigen und überaus herzlichen Führerin verabschieden, die uns nicht nur die Geschichte, sondern auch offen und nachvollziehbar die aktuelle Situation Griechenlands nähergebracht hat. Sichtlich erfreut nahm sie das durch Henriette Rieder „verliehene“ Vereinsabzeichen und unseren kräftigen Applaus entgegen.

Nachmittags starteten wir zum erst 2017 eröffneten, imposanten Stavros Niarchos Kulturzentrum, wo sich neben der neuen griechischen Nationaloper auch die Nationalbibliothek Athens befindet. 600 Mio. Euro soll der Bau gekostet haben, ein Mehrfaches als veranschlagt, finanziert aus der Stiftung des Reeders Niarchos. Nachdenklich stimmt die Tatsache, dass der Bau nur 5 Jahre aus der Stiftung erhalten wird und dann in die Verwaltung des Staates übergehen soll.

Eine exklusive Führung bot uns einen Überblick über die Veranstaltungs- und Probenräume, wir verfolgten die technischen Vorbereitungen für die abendliche Aufführung auf der großen Bühne und der Blick hinter die Bühne offenbarte deren riesige Ausmaße. Der Chorleiter persönlich nahm sich Zeit für ein Gespräch und im Ballettsaal konnten wir den Nachwuchs beim Training beobachten. Ein Lift brachte uns auf den „Leuchtturm“, einer riesigen Dachterrasse, wo sich ein Panoramablick über Athen auftut und die nahegelegene Falirobucht und die Freizeitflächen des Centers gut einsehbar sind. So beeindruckt wir von dem Kulturkomplex waren, waren wir uns doch alle einig, dass wir uns mit dem Linzer Musiktheater wahrlich nicht verstecken müssen.

Die Athener Oper arbeitet nach dem Stagioneprinzip und so war uns nur eine Vorstellung, die Oper „Věc Makropulos“ (Premiere am 20. Mai 2018), gegönnt. In der Regie von Yannis Houvardas wurde eine beachtliche Umsetzung des in Athen erstmals gespielten Werks von Leoš Janáček geboten. Die Partie der Emilia Marty gestaltete Elena Kelessidi sowohl sängerisch als auch darstellerisch eindrucksvoll und mit bewundernswerter Kondition. Auch die übrigen Solisten fanden unsere Zustimmung und als besonders anerkennenswert beurteilten wir die Erarbeitung der Rollen in tschechischer Sprache. Der junge slowakische Dirigent Ondrej Olos stand am Pult und führte das Orchester zu großartigen Leistungen. Wie oft spalteten nur so mancher Regiekniff, wie der langatmige Beginn, und das Bühnenbild mit einem Pflanzenschaukasten, dessen Bedeutung sich nur nach Studium des Programmhefts erschließt, die Meinungen. Letztendlich waren aber alle höchst zufrieden mit dem Kulturgenuss. Dem Vernehmen nach soll für einige die Nachbesprechung im Hotel bis 2 Uhr früh gedauert haben, Details werden aus Datenschutzgründen nicht verraten…

Am vorletzten Tag konnte man sich einem von Richard Architektonidis angebotenen Stadtrundgang anschließen oder auf eigene Faust losziehen, alle gemeinsam starteten wir am späten Nachmittag nach Sounion. Die Fahrt entlang der Küste führte vorbei an schönen Buchten, die Orte verströmen allerdings wenig griechisches Flair. In Sounion war genügend Zeit, um die einmalige Atmosphäre des an einer wunderschönen Stelle über der Ägäis errichteten Poseidontempels aufzunehmen, der auch ohne Sonnenuntergang fasziniert. Den letzten Abend verbrachten wir in einer Taverne in der Plaka mit griechischer Livemusik, die „unseren Griechen“ zu einem impulsiven Richard’s Dance anregte.

Auch die schönste Reise geht einmal zu Ende, Sonntagmittag ging es zum Flughafen, wo wir uns von Michalis, unserem freundlichen und stets hilfsbereiten Fahrer verabschiedeten.

Das Resümee zur Reise war einhellig, diese von Richard Architektonidis so wunderbar organisierte Reise wird nicht leicht zu überbieten sein, aber er versprach, es dennoch zu versuchen. Wir sind gespannt!

Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Ulrike Skopec-Basta