Beim 47. SF am 11.3.2018 gab es einen Einblick in die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt. Sie ist Stoff der Tanzproduktion „Romeo und Julia“ mit Premiere am 23. März, zu der Tanzdirektorin Mei Hong Lin und Dramaturgin und Produktionsleiterin Katharina John. Das erfreulich zahlreich erschienene Publikum konnte die Tanzdarbietungen diesmal unter wesentlich besseren Sichtbedingungen genießen, da die Sitzreihen in L-Form gruppiert waren und Mei Hong Lin bewusst Szenen „die in die Höhe gehen“ ausgewählt hatte. Wie sehr Mei Hong Lin um die Sicherheit ihrer Truppe besorgt ist, bewies sie gleich am Beginn mit einer spontanen Einlage als Bühnenarbeiterin. Sie legte gemeinsam mit Ballettmeister Sascha Pieper und Tänzer Jonatan Salgado Romero selbst Hand an, um eine eventuelle Stolperfalle neben der Tanzfläche zu beseitigen.

Katharina John gab zunächst einen Überblick über das Thema „Romeo und Julia“ und die vielen verschiedenen Umsetzungen in Schauspiel, Film, Oper, Musical, Instrumentalmusik und Tanz. Das Thema Tanz verbindet man meist mit dem Komponisten Sergei Prokofjew und genau dessen Musik verwendet Mei Hong Lin NICHT. Bei ihr ist es die Musik von Serge Weber, den sie als Seelenverwandten bezeichnet und der für sie die Komposition zur Darmstädter Produktion schuf, mit der sie 2011 für den deutschen Theaterpreis Faust nominiert wurde. Seither sind 7 Jahre vergangen, die Grundzüge sind ähnlich, aber „Linz ist anders als Darmstadt, das Musiktheater, das Publikum und die Tänzer sind anders“, erläuterte Mei Hong Lin die Adaption ihrer Choreografie.

Für die Tanzdarbietung hatte Mei Hong Lin den Prolog gewählt, der von 17 Tänzerinnen und Tänzern in 3 Teilen präsentiert wurde. Der 1. Teil zeigte die Familien ein Jahr danach am Grab der Kinder. Eindrucksvoll wurden die verhaltene Feindschaft und die kontrollierte Wut der um äußeren Frieden bemühten Familien dargestellt.

Der 2. Teil zeigte in teilweise an Tanzskulpturen erinnernden Bildern Symbole der jungen Liebe mit Rie Akiyama als Julia und Urko Fernandez Marzana als Romeo. Im 3. Teil faszinierte die Truppe mit einer leidenschaftlichen Darstellung von Emotionen.

Die Besucher schätzten die einmalige Gelegenheit, den Tänzern so nahe zu kommen und deren Ausdruck zu studieren. Dennoch sollte man sich den Gesamteindruck von Tanz, Ausstattung, Raumklang und Licht, wie er nur bei einer Aufführung geboten wird, nicht entgehen lassen.

Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Fleckenstein