Spielplanbezogen trafen sich die Musiktheaterfreunde beim 52. SF am 21.10.2018 zu Mozarts letzter Oper „La clemenza di Tito“, die am 2.11.2018 Premiere feiert. Gemeinsam mit Martin Braun (musikalische Leitung), François De Carpentries (Inszenierung), Karine van Hercke (Bühne und Kostüme) schilderte Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt, der das SF moderierte, Entstehungsgeschichte und Inhalt des Werkes und ging dabei besonders auf die spezielle Linzer Fassung ein.

Mozarts Oper über den ursprünglich als brutal und korrupt, nach seiner Thronbesteigung jedoch für seine Milde bekannten römischen Kaiser Tito wurde am 6.9.1791 in Prag anlässlich der Krönung von Kaiser Leopold II uraufgeführt. Da Mozart für dieses Auftragswerk nur wenig Zeit zur Verfügung stand, überließ er seinem aus Oberösterreich stammenden Schüler Franz Xaver Süßmayr die Vertonung der Rezitative, welchen aber nur mäßiger Erfolg beschieden war. Dies inspirierte den zeitgenössischen Komponisten Manfred Trojahn in den Jahren 2001/02 dazu, die Rezitative neu zu vertonen. Dafür verkürzte er das Libretto, brachte es in eine zeitgemäße Sprache und ermöglichte damit eine genauere und aussagekräftigere Auseinandersetzung mit den einzelnen Rollen. Diese Fassung liegt auch der Linzer Aufführung zugrunde, die somit ein spannendes Nebeneinander von Klassik und Moderne erwarten lässt. Zur musikalischen Charakterisierung der handelnden Personen setzt Trojahn darüber hinaus während der gesamten Oper „Leitinstrumente“ leitmotivartig ein, wodurch eine extrem emotionale und spannende psychologische Betrachtungsweise der einzelnen Figuren eröffnet wird, so etwa der Zwiespalt des zwischen seiner Kaiserwürde und seinem ein „normaler Mensch“ sein Wollen hin- und hergerissenen Tito, der nach Macht strebenden Vitellia und dem mit Tito befreundeten Sesto, der sich –angestiftet von Vitellia – zu dem glücklicherweise fehlgeschlagenen Mordkomplott hinreißen ließ. Ihre Schuld bereuend, wurde letztlich ja doch allen die Gnade des Kaisers (la clemenza di Tito) zuteil.

Die unterschiedliche Art der Vertonung von Süßmayr und Trojahn wurde uns am Beispiel des Rezitativs Servilia/Annio (Theresa Grabner/Florence Losseau) im 1. Akt 5. Szene „Mio ben“ mit anschließendem Mozart-Duett „Ah perdona al´primo affetto“ präsentiert. Weiters hörten wir die Arie der Servilia (Theresa Grabner) „S´altro che lacrime“, die Arie des Annio (Florence Losseau) „Tu fosti tradito“ und Rezitativ und Rondo der Vitellia (Brigitte Geller) „Ecco il punto – non piu di fiorri“, am Klavier begleitet von Tommaso Lepore.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein