Das 51. SF am 30.9.2018 bot uns eine spannende Einführung in Wort, Ton und Tanz zur Premiere von Macbeth, eine Rekonstruktion der choreographischen Theateraufführung des Jahres 1988, mit der das österreichische Künstlertrio Johann Kresnik, Kurt Schwertsik und Gottfried Helnwein Theatergeschichte geschrieben haben.

Nach einer kurzen Inhaltsangabe begrüßte Dramaturgin und Moderatorin Katharina John die Gäste des Vormittags Kurt Schwertsik (Komposition), Johann Kresnik (Regisseur und Choreograf), Christina Comtesse (Einstudierung) und Tanzdirektorin Mei Hong Lin.

Auf dem Weg vom Schlachtfeld heimkehrend begegneten die beiden Freunde Macbeth und Banquo drei Hexen, die prophezeiten, dass Macbeth selbst König und Banquos Nachkommen Könige würden. Vom Machtwahn getrieben und angestiftet von Lady Macbeth tötete der Titelheld zuerst König Duncan und schließlich auch Banquo. Damit nahm aber das grausame Morden kein Ende, die bereits innerlich zerrissene Lady Macbeth beging, da sie nicht mehr mitmachen wollte, Selbstmord und auch Macbeth kam zu Fall.

Johann Kresnik erläuterte den von ihm entwickelten Stil eines modernen choreographischen Theaters, in dem ähnlich wie im Schauspiel politische Inhalte vermittelt werden, die Rolle des Textes hier aber dem Tanz zukommt. Der Wandel Macbeths vom ursprünglich loyalen Feldherrn zur brutalen Bestie veranlasste ihn zur Frage „Wie weit kann ein Politiker gehen“, eine Frage, die angesichts verschiedener politischer und gesellschaftlicher Fehlentwicklungen in den letzten Jahren auch heute noch aktuell ist. Kurt Schwertsik, einer der bedeutendsten zeitgenössischen österreichischen Komponisten, gab einen musikalischen Einblick in sein Werk, bei dem uns durch gekonnte rhythmische Verbindungen, Verschiebungen und Verzerrungen ein spannendes Aufeinandertreffen von tonalen und freitonalen Klangfolgen sowie ein Miteinander von energiegeladenen wütend-schroffen Klängen mit einem geradezu humorvollen musikalisch-tänzerischem Spiel erwartet. Gemeinsam mit Christina Comtesse schilderten sie die Schwierigkeiten der Rekonstruktion dieser nunmehr bereits 30 Jahre alten, zum Teil nur unzulänglich erhaltenen Produktion sowie das vom Maler Gottfried Helnwein gestaltete Bühnenbild.

Dankenswerterweise durften beim SF auch Tanz-Kostproben nicht fehlen. Wir sahen die Ausschnitte Brief Duett Macbeth und Lady Macbeth (Pavel Povraznik, Andressa Miyazato), Trio König Duncan, Macbeth und Lady Macbeth (Jonatan Salgado Romero sowie die Vorgenannten), Hexenkreis (Kayla May Corbin, Rutsuki Kanazawa, Tura Gomez Coll), Solo und Duett der Macbeths nach der Ermordung Banquos, Lady Macbeths Wahnsinn sowie den Stiefel-Tanz. Bela Fischer jr. und Stefanos Vasileiadis begleiteten vierhändig am Klavier.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein